Interreligiöser Dialog

Ein Imam, ein jüdischer Vorbeter, ein Rabbiner und ein Diakon – die Träger des «Dialogpreises Schweizer Juden»

Gestern wurde im Bierhübeli in Bern der erste «Dialogpreis Schweizer Juden» des SIG und der PLJS vergeben. In Anwesenheit des Bundespräsidenten Alain Berset und vor 350 weiteren Gästen wurden Imam Muris Begovic und der Rabbiner Noam Hertig aus der Deutschschweiz, sowie der protestantische Diakon Maurice Gardiol und der jüdische Vorbeter Eric Ackermann aus der Westschweiz für ihr Engagement in der Dialogförderung ausgezeichnet.

Imame, Rabbiner und christliche Würdenträger unter einem Zeltdach vereint kosteten von einem ausladenden Buffet, das sowohl Koscher- wie auch Halalansprüchen genügte. Zuvor hatten alle gemeinsam das Fastenbrechen im Ramadan der Muslime begangen. Es war ein starkes und nachhaltiges Zeichen für den Austausch unter den Religionen in der Schweiz. Es war auch der Abschluss eines Abends, der nicht nur den Dialog unter den Religionen im Blick hatte, sondern vielmehr die Stärkung und Förderung des Dialogs zwischen den Menschen in der Schweiz.

Der Dialog zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen ist zentral, um gegen gegenseitiges Missverstehen, Misstrauen und gar Ablehnung und Hass vorzugehen. Der SIG und die PLJS hatten gemeinsam den «Dialogpreis Schweiz Juden» vergeben, um ein Zeichen für den Austausch unter Menschen zu setzen und klarzumachen, dass auch in der Schweiz Handlungsbedarf besteht. SIG-Präsident Herbert Winter betonte, dass der bestehende Mix aus Unwissen, Vorurteilen und Hass durchbrochen werden und darum ein Dialog die Menschen in ihrem Alltag erreichen müsse. Er zeigte sich überzeugt: «Die persönliche Begegnung kann alles verändern – je früher, je näher, desto besser. Der Fremde ist nur solange fremd, bis man ihn kennt!»

Der Ehrengast des Abends, Bundespräsident Alain Berset, machte auf einen wesentlichen Widerspruch aufmerksam. So würden mit den heutigen Kommunikationsmitteln und über Grenzen hinweg Informationen ausgetauscht und Begegnungen gefördert. Trotzdem würden genau über diese Kanäle, die sozialen Medien, Unwahrheiten verbreitet, die schliesslich zu Intoleranz, Fremdenhass und Antisemitismus führten. Berset rief dazu auf, sich weiter um Dialog zu bemühen: «Wir dürfen nicht aufhören, die Aufklärung weiterzuführen».

Vor 350 Gästen aus Kreisen der Kirchen, der Religionsgemeinschaften, der Politik und der Zivilgesellschaft wurden vier Persönlichkeiten mit dem Dialogpreis ausgezeichnet, die sich mit viel Engagement für einen fruchtbaren Dialog unter Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen einsetzen. Für die Deutschschweiz erhielten der ICZ-Rabbiner Noam Hertig und der Imam Muris Begovic aus Schlieren den Dialogpreis für ihre Dialogförderung unter Juden und Muslimen. Die Westschweizer Preisträger sind der protestantische Diakon Maurice Gardiol und der jüdische Vorbeter Eric Ackermann ausgezeichnet. Beide engagieren sich seit Jahren für die interreligiöse Plattform Genf.

Der Dialogpreis ist mit zweimal 10‘000 Franken dotiert und soll für ein gemeinsames Dialogprojekt eingesetzt werden. FDP-Nationalrat Beat Walti, Co-Präsident der Parlamentarischen Gruppe gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, verdeutlichte in seiner Laudatio nochmals die Symbolkraft der Auszeichnung: «Dieser Dialogpreis ist nicht ein Preis unter vielen. Für mich ist es der richtige und wichtige Preis in einer Zeit, in der Fremdenfeindlichkeit schwelt und Antisemitismus wieder auflodert».

Weitere Inforamtionen: https://www.dialogpreis.ch

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