Jüdisches Kulturerbe in der Schweiz

In der Schweiz gibt es zahlreiche jüdische Kulturgüter aus unterschiedlichen Zeitepochen. Die Bewahrung und die Sichtbarmachung dieses jüdischen Kulturerbes sind zentrale Anliegen des SIG und der jüdischen Gemeinschaft.

Das jüdische Kulturerbe in der Schweiz zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus und ist eng mit der jüdischen Geschichte der Schweiz und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner verbunden. Anders als in anderen europäischen Ländern blieb das jüdische Kulturerbe während des Zweiten Weltkriegs weitgehend intakt. Dadurch werden diese Kulturgüter zu unmittelbaren Zeugnissen des jüdischen Lebens – in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart.

Jüdische Kulturgüter als Zeugnisse der jüdischen Geschichte

Jüdisches Leben auf dem Gebiet der heutigen Schweiz lässt sich bis in die Zeit der Antike zurückverfolgen. Das materielle Kulturerbe spiegelt die wechselhafte Geschichte der Jüdinnen und Juden in der Schweiz wider. Wie in den meisten europäischen Ländern ist diese Geschichte manchmal von Duldung und Ambivalenz, oft aber von Verfolgung, Vertreibung und Ermordung geprägt. Das Haus an der Brunngasse 8 in Zürich gibt ein gutes Beispiel dafür ab, wie jüdisches Leben und Zusammenleben mit den christlichen Nachbarn in einer Stadt im Mittelalter ausgesehen haben könnte. Die Wandmalereien des Hauses offenbaren dabei wichtige Anhaltspunkte über die Lebensweise einer wohlhabenden jüdischen Familie und ihre Stellung in der Gesellschaft. Die Doppeltürhäuser von Endingen und Lengnau im Kanton Aargau sind sowohl Zeugnisse der Diskriminierung, aber auch von einer aussergewöhnlichen jüdisch-christlichen Konvivenz im 18. und 19. Jahrhundert. Die zahlreichen Synagogen, wie auch die jüdischen Friedhöfe, zeigen die Entwicklung des religiösen Lebens dieser einmal mehr und einmal weniger geduldeten Minderheit. Sie, ebenso wie die traditionellen Mikwen und andere historische Bauten, sind heute wichtige Mittelpunkte für die jüdischen Gemeinden.

Das immaterielle Kulturerbe zeigt sich im jüdischen Leben heute

Eng mit den Sakralbauten und Wohnhäuser der Jüdinnen und Juden in der Schweiz ist das immaterielle Kulturerbe verbunden. Durch das rege Gemeindeleben konnte das Schweizer Judentum Traditionen und Bräuche bewahren. So bilden die Regeln des Kaschrut auch heute, wie vor Jahrhunderten, einen Grundpfeiler des jüdischen Lebens in der Schweiz. Auch das Begehen der Feier- und Fasttage, wie Rosch Haschana oder Jom Kippur, und das damit verbundene Brauchtum sind von grosser Bedeutung auch für das Schweizer Judentum. Durch Geflüchtete im Zweiten Weltkrieg konnte nicht zuletzt in der Schweiz ein bedeutender Teil der europäischen jüdischen Traditionen überleben.

Heute weitgehend vergessen, aber auch Teil des immateriellen Kulturerbes ist unter anderem das sogenannte «Surbtaler Jiddisch». Es entwickelte sich aus dem unter europäischen Juden gesprochenen Jiddisch, das keine einheitliche Sprache ist, sondern aus vielen Dialekten besteht. Im aargauischen Surbtal entwickelte sich eine Schweizer Variante (Surbtaler oder Endinger Jiddisch). Diese starb jedoch Ende des 20. Jahrhunderts aus. Nur einzelne Wörter wurden ins Schweizerdeutsche übernommen – zum Beispiel «Stuss» für «Unsinn».

Das jüdische Kulturerbe sichtbar machen und bewahren

Sowohl die jüdischen Gemeinden selbst als auch zahlreiche Museen (wie zum Beispiel das Jüdische Museum der Schweiz in Basel) sowie Archive und Projekte setzen sich für den Erhalt des jüdischen Kulturerbes ein. Durch Gründungen des Museums «Schauplatz Brunngasse» und der 2023 anstehenden Eröffnung des Begegnungszentrums «Doppeltür» werden Türen der historischen jüdischen Wohnbauten für die Öffentlichkeit geöffnet. Auch kulturelle Angebote, wie der «Jüdische Kulturweg» und der «Europäische Tag der jüdischen Kultur» präsentieren die kulturelle Vielfalt des Judentums in der Schweiz. Das Kulturerbe sichtbar zu machen und für nachfolgende Generationen zu bewahren, sind zentrale Anliegen des SIG. Der Verband arbeitet hier eng mit den jüdischen Gemeinden und kulturellen Institutionen zusammen. Der SIG unterstützt Projekte und Institutionen in diesem Bereich aktiv, fördert die Vernetzung der verschiedenen Angebote und setzt sich auf politischer Ebene für den Austausch und staatliche Unterstützung ein.

Projekt Doppeltür

Die Doppeltüren des Aargauer Surbtals sind Zeugnisse des christlich-jüdischen Zusammenlebens. Das Projekt Doppeltür will dieses jüdische Kulturerbe sichtbar machen.

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Museum «Schauplatz Brunngasse»

Die Wandmalereien im Haus in der Brunngasse 8 geben einen einzigartigen Einblick in die jüdische Geschichte Zürichs im Mittelalter. Ein Kleinmuseum macht dieses jüdische Kulturerbe sichtbar.

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«Breslauer Schriften» - Geschichte, Bedeutung und Restaurationsprojekt

Der Restbestand der zerstörten Bibliothek des Breslauer Rabbinerseminars ging 1950 an den SIG. Jetzt sollen die «Breslauer Schriften» restauriert werden.

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Jüdisches Museum der Schweiz

Das Jüdische Museum der Schweiz bewahrt und vermittelt jüdische Geschichte, Gegenwart und das jüdische Kulturerbe.

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