Shlomo Avineri, der ehemalige Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums, vermittelte anlässlich der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) seine Sicht zur Zukunft der Beziehungen zwischen Europa und Israel. Ein weiterer Höhepunkt war der Eintrag ins Goldene Buch des SIG: Diese Ehre wurde dem 2010 verstorbenen ehemaligen SIG-Präsidenten Alfred Donath sowie alt Bundesrat Pascal Couchepin zuteil. Die Versammlung des Dachverbands der jüdischen Gemeinden in der Schweiz fand am 1./2. Juni in Bern statt.
106. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes:
Schweizer Juden ehren Pascal Couchepin und Alfred Donath
Shlomo Avineri, der ehemalige Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums, vermittelte anlässlich der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) seine Sicht zur Zukunft der Beziehungen zwischen Europa und Israel. Ein weiterer Höhepunkt war der Eintrag ins Goldene Buch des SIG: Diese Ehre wurde dem 2010 verstorbenen ehemaligen SIG-Präsidenten Alfred Donath sowie alt Bundesrat Pascal Couchepin zuteil. Die Versammlung des Dachverbands der jüdischen Gemeinden in der Schweiz fand am 1./2. Juni in Bern statt.
In seiner Funktion als SIG-Präsident wie auch als Präsident des Schweizerischen Rates der Religionen pries Herbert Winter die freie Religionsausübung durch konfessionelle Minderheiten als wichtige Errungenschaft der Bundesverfassung von 1874, die das liberale Gedankengut der Eidgenossenschaft reflektiere. Nach der Annahme der Minarettverbotsinitiative und angesichts von Debatten um Kopftücher, konfessionelle Friedhöfe, Knaben-Beschneidung oder Schulabsenzen an religiösen Feiertagen sei diese Errungenschaft aber latent gefährdet. „Wir befinden uns in einem Wahljahr, und diffuse Ängste werden bekanntlich gerne instrumentalisiert, um Anhänger zu gewinnen – dies könnte eine gefährliche Tendenz weiter schüren“, so Winter. Was die Normen zur Gültigerklärung von Volksinitiativen angeht, betonte Winter die Auffassung des SIG, „dass Volksrechte zwar nicht spürbar geschmälert werden dürfen, die fundamentalen Grund¬rechte aber in jedem Fall gewahrt bleiben müssen“. Sorge bereite der jüdischen Gemeinschaft die zunehmende Instabilität im Nahen Osten, aber auch, wie in der Schweiz mit der Nahostfrage umgegangen werde. „Wir müssen feststellen“, so Winter, „dass Israel von Politik und Medien nach wie vor oft als allein konflikttreibende Partei dargestellt wird.“
Zukunft der Beziehung zwischen Europa und Israel
Shlomo Avineri vermittelte seine durch persönliche Einblicke geprägte Sicht zur Zukunft der Beziehungen zwischen Europa und Israel. Der ehemalige Generaldirektor des israelischen Aussenministeriums unter Premierminister Yitzhak Rabin vertrat die Meinung, Israel liege zwar nicht in Europa, sei aber aus Europa entstanden. Europa widerspiegle sich in Israels Kultur, dessen gesellschaftlicher Struktur und dessen politischen Institutionen. Folglich interessiere sich auch die europäische Öffentlichkeit für das Geschehen in Israel. An die Adresse Israels werde so aber auch zum Teil gerechtfertigte, zum Teil weniger gerechtfertigte Kritik laut. Europa könne laut Avineri in der Nahostpolitik keine klare Position einnehmen, weil es nicht die Möglichkeit besitze, eine einheitliche Aussenpolitik zu entwickeln.
Eintrag ins Goldene Buch des SIG
Als weiterer Höhepunkt des Abends wurden alt Bundesrat Pascal Couchepin sowie posthum Alfred Donath mit dem Eintrag ins Goldene Buch des SIG geehrt. Alfred Donath sei „durch und durch Staatsbürger, durch und durch Jude sowie durch und durch Mensch“ gewesen, fasste Nationalrätin Martine Brunschwig Graf in ihrer Laudatio die prägenden Eigenschaften des ehemaligen SIG-Präsidenten zusammen. Mit Pascal Couchepin ehre der SIG einen ehemaligen politischen Verantwortlichen hohen Ranges, der für den Dialog jederzeit offen war und sich seiner Überzeugungen sicher genug sei, um auch andere zu respektieren. Alt Bundesrat Pascal Couchepin zeigte sich in seiner Dankesrede geehrt über die Eintragung in das Goldene Buch des SIG – dies nicht nur für sich selbst, sondern für alle, die sich für den interreligiösen Dialog einsetzen. Jude zu sein – wie Alfred Donath – ist eine Kultur, ein ständiges Hinterfragen mit Antworten, die wiederum neue Fragen auslösen und so vorwärtstreiben.
Der SIG – bereit und offen für die nächste Generation
Am zweiten Veranstaltungstag genehmigten die Delegierten des SIG unter anderem Massnahmen, um den SIG, seine Abläufe sowie seine Kommunikationswege für die jüngere Generation attraktiver zu gestalten. So sollen vermehrt Schwerpunktthemen mit Aktualitätsbezug bearbeitet, soziale Netzwerke auch auf dem Internet geschaffen, die aktive Mitwirkung jüngerer Erwachsener erhöht und die Meinungsbildung innerhalb der Organisation gefördert werden.
Anfragen: Dr. Herbert Winter, Präsident SIG, Tel. 079 206 67 03
Notiz an die Redaktionen:
Die Präsidialansprache sowie Fotos der Veranstaltung können unter www.swissjews.ch heruntergeladen werden.