Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG und die GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus haben ihren ersten gemeinsamen Antisemitismusbericht publiziert. Im Jahr 2010 registrierten die Meldestellen von SIG und GRA 34 antisemitische Vorfälle in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz.
Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG und die GRA Stiftung gegen
Rassismus und Antisemitismus haben ihren ersten gemeinsamen Antisemitismusbericht
publiziert. Im Jahr 2010 registrierten die Meldestellen von SIG und GRA 34 antisemitische
Vorfälle in der deutsch- und italienischsprachigen Schweiz.
Die Zusammenarbeit von SIG und GRA bezweckt, durch das Zusammenführen der Daten beider
Organisationen ein repräsentatives und breit abgestütztes Bild des Antisemitismus in der Schweiz zu
zeichnen. Da die Organisation CICAD einen eigenen, unabhängigen Antisemitismusbericht für die
Westschweiz veröffentlicht, werden die antisemitischen Vorfälle im französischsprachigen Landesteil im
vorliegenden Bericht nicht eingeschlossen.
Im Bericht von SIG und GRA werden die erfassten antisemitischen Vorfälle dokumentiert und analysiert
und in die gesellschaftlichen sowie politischen Zusammenhänge gestellt. Jedes Jahr soll dieser Bericht
durch einen Expertenbeitrag ergänzt werden. Dieses Jahr thematisiert der Historiker Zsolt Keller die
Geschichte der Antisemitismusbekämpfung in der Schweiz. Ein wichtiges Ziel des Berichtes ist es denn
auch, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und durch bessere Kenntnis der Situation zur Bekämpfung des
Antisemitismus beizutragen.
Bei den erfassten antisemitischen Vorfällen handelt es sich vorwiegend um schriftliche Äusserungen in
Form von Briefen, Artikeln, Graffitis und Beiträgen auf elektronischen Medien. Die im Welschland tätige
CICAD registrierte vergangenes Jahr 104 antisemitische Vorfälle in der Romandie – zu einem grossen Teil
antisemitische Vorfälle im Internet. Im gleichen Zeitraum wurden von SIG und GRA dagegen nur fünf Fälle
von Antisemitismus im Internet registriert. Diese im Vergleich mit der Westschweiz niedrigere Zahl erklärt
sich dadurch, dass weder GRA noch SIG aktiv nach antisemitischen Äusserungen im Internet suchten,
sondern nur Fälle registriert haben, die ihnen gemeldet wurden.
Während er viele Jahre beinahe ein Tabu war, scheint der Antisemitismus heute wieder salonfähiger und
vermehrt sogar in der Öffentlichkeit propagiert zu werden. Oft häufen sich antisemitische Vorfälle nach
Eskalationen im Nahen Osten. Kritik an Israel an sich war kein Kriterium für die Aufnahme in vorliegenden
Bericht. Lediglich antisemitisch motivierte Äusserungen im Kontext des Konfliktes im Nahen Osten wurden
registriert. So geschehen nach dem Eingreifen der israelischen Armee gegen die so genannte „Gaza-
Flotille“ im Mai 2010. Der Nahostkonflikt dient dabei als Ventil für antisemitische Ressentiments. Im
Berichtsjahr wurden insgesamt 12 Vorfälle registriert, die in Zusammenhang mit den Vorgängen oder der
Berichterstattung im Nahen Osten stehen und klar antisemitischer Natur sind. Das entspricht rund einem
Drittel der registrierten Vorfälle.
Der rechtsextrem motivierte Antisemitismus, der aus rassischen Gründen gegen Juden hetzt, ist nach wie
vor verbreitet, ebenso Aussagen, die auf den Holocaust Bezug nehmen. Dazu kommt die zunehmende
politische Polarisierung von Parteien und Bürgern. Sie führt dazu, dass die Bereitschaft, Minderheiten zu
diskriminieren und als Sündenböcke zu stigmatisieren, in manchen gesellschaftlichen Kreisen wieder steigt
und politisch genutzt wird.
Der vollständige Bericht ist unter www.swissjews.ch sowie unter www.gra.ch abrufbar.
Für weitere Fragen:
Sabine Simkhovitch-Dreyfus
Vizepräsidentin SIG Schweizerischer Israelitischer
Gemeindebund
T + 41 (0)78 707 27 67
Dr. Ronnie Bernheim
Präsident GRA Stiftung gegen Rassismus
und Antisemitismus
T +41 (0)79 662 66 50