Am 22. Juni 2018 feierte der Dokumentarfilm «Likrat – der Film» in der Sekundarschule Breite in Hinwil Premiere. Jüdische Jugendliche hatten dort im Rahmen einer Likrat-Begegnung eine Schulklasse besucht und dort über ihr Jüdischsein gesprochen. Die meisten der Schülerinnen und Schüler haben vor dieser Likrat-Begegnung noch nie eine jüdische Person gesehen und kaum etwas über jüdisches Leben gewusst. Im Zürcher Oberland gibt es keine jüdischen Gemeinden und erkennbare Juden auf der Strasse sind sehr selten. Auch haben viele der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Gerade in Zeiten, in denen in Europa und in der Schweiz viel über einen erstarkenden Antisemitismus und über ein angespanntes Verhältnis zwischen Juden und Muslimen gesprochen wird, sind Projekte wie Likrat Hoffnungsträger und Vorbild.
Der neue Film ist einzigartig, weil zum ersten Mal Aufnahmen einer Likrat-Begegnung in einer Schulklasse gemacht wurden. Die Dokumentarfilmerin und Grimme-Preisträgerin Britta Wauer gewährt damit Einblicke in die Atmosphäre eines solchen Besuchs und zeigt die Dynamik von Fragen, Antworten und Reaktionen der Schulklasse und der jüdischen Jugendlichen, sogenannte Likratinos und Likratinas. Der Film verdeutlicht ausserdem, wie wichtig diese Form des offenen und ehrlichen Dialogs zwischen Jugendlichen ist. Die Likratina Liora fasst das Erfolgsrezept treffend zusammen: «Ich finde Likrat ein ideales Projekt. Man kann nur gewinnen. Es gibt viele Vorurteile. Wenn man eine Person vor sich hat, hat man ein Bild vor Augen und kann sich vorstellen, dass die Person ganz normal ist.»
«Likrat – der Film» wurde Ende Mai an der Verleihung des Dialogpreises Schweizer Juden in Anwesenheit des Bundespräsidenten Alain Berset uraufgeführt. Der Bundespräsidenten lobte das Projekt ausdrücklich: «Die direkte Begegnung mit Mitgliedern anderer Religionen in Schulklassen in unserem Land, wie es das Projekt Likrat anbietet, ist ein beispielhaftes Vorbild für den Dialog.» Auch die Bildungsdirektion des Kantons Zürich schätzt die Leistungen des Projekts und war mit der stellvertretenden Generalsekretärin Silja Rüedi an der Premiere vertreten, die die Grussworte der Bildungsdirektion überbrachte. Ausserdem waren die Schulklassen, die porträtierte Likratina, weitere Schüler und Schülerinnen und der Lehrkörper anwesend.
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Weitere Informationen
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Likrat
Likrat ist ein Dialogprojekt des SIG. Jüdische Jugendliche besuchen als Peer Educators Sekundar- oder Gymnasialklassen. In der Rolle von Peer Educators werden jüdische Jugendliche in eine Schulklasse eingeladen, um über das Judentum zu berichten. Während einer sogenannten Likrat-Begegnung dürfen die Schülerinnen und Schüler, die jüdischen Jugendlichen alles über das Judentum fragen – alle Fragen sind erlaubt. So geben die Jugendlichen dem Judentum ein Gesicht.
Ziel des Projekts ist es, Vorurteile und Stereotypen gegenüber Juden und dem Judentum abzubauen, interkulturelle und interreligiöse Erfahrungen zu vermitteln und Toleranz zu fördern. Likrat gibt es bereits seit 2002 in der Deutschschweiz und seit 2015 in der Romandie. Jährlich finden rund 100 Begegnungen statt. Damit konnten pro Jahr rund 1‘500 SchülerInnen erreicht werden. Mittlerweile wurde Likrat auch in andere europäische Länder exportiert.
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Dialogpreis Schweiz Juden
Am 29. Mai 2018 wurde in Bern der erste «Dialogpreis Schweizer Juden» des SIG und der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS vergeben. In Anwesenheit des Bundespräsidenten Alain Berset und vor 350 weiteren Gästen wurden Imam Muris Begovic und Rabbiner Noam Hertig aus der Deutschschweiz, sowie der protestantische Diakon Maurice Gardiol und der jüdische Vorbeter Eric Ackermann aus der Westschweiz für ihr Engagement in der Dialogförderung ausgezeichnet. Der SIG und die PLJS hatten gemeinsam den «Dialogpreis Schweiz Juden» vergeben, um ein Zeichen für den Austausch unter Menschen zu setzen und klarzumachen, dass auch in der Schweiz Handlungsbedarf besteht.
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Medienstelle des SIG
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