Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist in der Deutschschweiz 2011 im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Vor allem im Internet sind antisemitische Stereotypen und Theorien weit verbreitet. Das ist das Fazit des neuen Antisemitismusberichtes des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG und der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus.
Mehr antisemitische Vorfälle im Jahr 2011
Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist in der Deutschschweiz 2011 im Vergleich zu den
Vorjahren gestiegen. Vor allem im Internet sind antisemitische Stereotypen und Theorien
weit verbreitet. Das ist das Fazit des neuen Antisemitismusberichtes des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebunds SIG und der GRA Stiftung gegen Rassismus und
Antisemitismus.
Im Jahr 2011 erfassten der SIG und die GRA in der Deutschschweiz insgesamt 112
antisemitische Vorfälle. Das bedeutet mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr, in
dem 34 Fälle registriert wurden. Der Grund für diese massive Steigerung ist, dass der SIG seit
einem Jahr selbst aktiv nach antisemitischen Äusserungen im Internet sucht.
Ohne die Online-Vorfälle registrierten SIG und GRA im letzten Jahr 36 antisemitische Akte. 2010
waren es deren 29. Aus dieser quantitativen Steigerung lässt sich jedoch nicht zwangsläufig auf
eine stärkere Verbreitung von Antisemitismus in der Bevölkerung schliessen. Der gravierendste
Fall ereignete sich in Zürich. Unbekannte schossen mit einer speziellen Steinschleuder
Stahlkugeln in das Fenster einer jüdischen Religionsschule. Da diese zum Zeitpunkt des Angriffs
leer war, gab es keine Verletzten.
Bei 76 der total 112 Vorfälle handelte es sich um antisemitische Äusserungen oder Inhalte im
Internet. Viele dieser Fälle stammen von Verschwörungstheoretikern. Diese verbreiten oft
Theorien, die von den judenfeindlichen, längst als Fälschung entlarvten „Protokollen der Weisen
von Zion“ beeinflusst sind. Die Antisemitismusforscherin Dr. Juliane Wetzel widmet sich in einem
Expertenbeitrag dem Thema „Antisemitismus und antisemitische Verschwörungstheorien im
Internet“.
Verschiedene dubiose Gruppen nutzten im vergangen Jahr die Occupy-Bewegung als Plattform.
An der ersten Demonstration auf dem Zürcher Paradeplatz verteilten etwa Rechtsextremisten
Flyer, auf denen „die Juden“ für die Finanzkrise verantwortlich gemacht wurden.
Auch der Nahostkonflikt diente 2011 einigen Leuten als Ventil für antijüdische Ressentiments:
Mehrere jüdische Institutionen und Gemeinden erhielten antisemitische Zuschriften. Darin stand
etwa, dass „die Juden“ heute noch viel brutaler als die Nationalsozialisten agierten und dass „die
Zeit, das Weltgeschehen zu Gunsten der Juden zu beeinflussen“, abgelaufen sei.
Da die Organisation CICAD einen eigenen Antisemitismusbericht für die Westschweiz
veröffentlicht, werden die antisemitischen Vorfälle im französischsprachigen Landesteil im Bericht
des SIG und der GRA nicht eingeschlossen.
Der vollständige Bericht ist unter www.swissjews.ch sowie unter www.gra.ch abrufbar.
Für weitere Fragen:
Sabine Simkhovitch-Dreyfus
Vizepräsidentin SIG Schweizerischer Israelitischer
Gemeindebund
T + 41 (0)78 707 27 67
Dr. Ronnie Bernheim
Präsident GRA Stiftung gegen Rassismus
und Antisemitismus
T +41 (0)79 662 66 50