An der diesjährigen Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG stand das Thema Sicherheit im Zentrum.
An der diesjährigen Delegiertenversammlung des SIG in Lausanne stand das Thema Sicherheit im Fokus. SIG-Präsident Herbert Winter betonte in seiner Rede am öffentlichen Vorabend der Versammlung denn auch: „Wir brauchen dringend mehr staatliche Hilfe. Wir benötigen verstärkten Polizeischutz und ganz allgemein mehr Unterstützung vom Staat, die es uns ermöglicht, die astronomischen Kosten unserer Sicherheitsmassnahmen zu reduzieren.“ Mittlerweile habe man erste positive Signale empfangen, so Winter. Und zwar vom Bund, aber auch von Kantonen und Gemeinden. Dafür sei man sehr dankbar. In mehreren Kantonen und Gemeinden befassten sich die Parlamente inzwischen mit dem Thema Sicherheit für die jüdische Gemeinschaft.
In der Romandie gebe es gute Beziehungen zu Behörden und Polizei, so Winter. „Wir hoffen auf ein klares politisches Zeichen in den Parlamenten oder Kantonsregierungen, dass man unserer Sicherheit durch staatliche Massnahmen stärken und uns gleichzeitig von den Ausgaben für die Sicherheit entlasten will.“
Auf einem Podium diskutierten Rabbiner Pinchas Goldschmidt und der französische Politikwissenschaftler Dominique Moïsi über die Zukunft der Juden in Europa. Goldschmidt, Oberrabbiner von Moskau und Vorsitzender der Europäischen Rabbinerkonferenz, warnte vor unsinnigen Reaktionen auf islamistischen Extremismus. In den letzten Jahren habe man mit einer Einschränkung der Religionsfreiheit auf den Extremismus reagiert: „Anstatt die Radikalen zu bekämpfen, verbietet man Minarette und das Kopftuch und denkt über Verbote von Halal-Fleisch und Beschneidung nach.“ Goldschmidt forderte „mehr Bildung zu Respekt und Toleranz“ statt einer Einschränkung der Religionsfreiheit. Politikwissenschaftler Moïsi betonte, dass Europa gegen den zunehmenden Populismus vorgehen müsse – und dabei auch Erfolge möglich sind. „Die Wahlen in Frankreich haben bewiesen, dass die Populisten gestoppt werden können“, so Moïsi. Moderiert wurde das Podium vom Journalisten Philippe Lugassy.
In ihren Verhandlungen verabschiedeten die Delegierten unter anderem eine Resolution. Darin kritisierten sie UNESCO-Resolutionen und bekräftigten die „jahrtausendealte, unauflösbare Beziehung zwischen dem jüdischen Volk und Jerusalem, dem geistigen Herzstück des jüdischen Volkes“ und wünschten, dass „Jerusalem eine Stadt des Friedens sein möge.“
Der SIG vertritt als Dachverband seit 1904 die Interessen der Schweizer Juden.
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