Die Brit Mila (Zirkumzision) ist die Entfernung der Vorhaut des männlichen Glieds nach jüdischer Tradition und wird an einem Knaben am achten Tag nach der Geburt durchgeführt, sofern sie aus gesundheitlichen Gründen nicht verschoben werden muss.

Die Quelle dieses Gebots lässt sich im 1. Buch Mose finden: „Und Gott sprach zu Awraham: (...) Das ist Mein Bund, den ihr bewahren sollt, zwischen Mir und Dir und deinen Nachkommen nach dir: Beschnitten werde bei euch jegliches Männliche. Ihr sollt beschnitten werden am Fleisch eurer Vorhaut, und das sei zum Zeichen des Bundes zwischen Mir und euch. Acht Tage alt soll beschnitten werden bei euch jegliches Männliche.“ (1.B.M. 17: 9-12)

Die Beschneidung bedeutet für den beschnittöenen Knaben den Eintritt in den Bund Abarahams mit Gott und seine Zugehörigkeit zum jüdischen Volk. Die Brit Mila ist ein positives Gebot der Thora, und wer sie an seinem Sohn nicht vollzieht bzw. derjenige, an dem sie als Kind nicht vollzogen worden ist und der sie nach vollendetem dreizehnten Lebensjahr nicht nachholt, wird im Bibeltext als ein „Zerstörer des Bundes“ bezeichnet. Er hat sich gleichsam ausserhalb der Gemeinschaft mit Israel und seinem Gotte gestellt (1.B.M. 17:14).

Nach jüdischer Tradition gibt es neben dem Eintritt in den Bund Gottes mit Israel drei dominante Erklärungen für die Beschneidung, wobei zu bemerken ist, dass die Bibel selbst keinen Aufschluss über die Bedeutung dieser Handlung gibt:

  • Die Unterscheidung der Israeliten von den anderen Völkern.
  • Die symbolische Eindämmung des Sexualtriebs des Menschen. Die Triebe des menschlichen Herzens sollen nicht zügellos walten, sondern zum Wohle des Menschen in einem gesunden Rahmen gehalten werden.
  • Als Weisung für den Menschen, dass er diese Welt vervollkommnen soll, so wie er seinen Körper vervollkommnet hat und so wie es in einem Gleichnis heisst: Die Natur schafft das Korn, und der Mensch bereitet daraus das Brot. Wie die Werke der von Gott geschaffenen Natur oft erst durch des Menschen Hand ihren vollen Wert, ihre Schönheit und ihre Vollendung erreichen, so soll auch das natürliche Empfinden des Menschen durch seinen moralischen Willen immer höherer Vollendung entgegengeführt werden. Der Mensch ist zum Diener und Werkzeug Gottes und zu seinem Mitschöpfer berufen und soll den ihm übergebenen Rohstoff des natürlichen Willens konstruktiv entfalten.

Die Brit Mila wird im traditionellen Rahmen von einem erfahrenen „Mohel“ (dt. Beschneider) durchgeführt, eingebettet in eine religiöse Zeremonie mit Segenssprüchen und einer darauffolgenden Festmahlzeit.

Im Laufe der Geschichte - von den Dekreten des Antiochus (167 v.d.Z.) bis in das 20. Jahrhundert unter dem Sowjetregime - hat es immer wieder Epochen gegeben, in welchen es den Juden verboten oder erschwert wurde, das elementare Gebot der Beschneidung durchzuführen. Heute wird die Brit Mila auch in säkularen jüdischen Kreisen fast ausnahmslos respektiert und durchgeführt. Selbst unter Nichtjuden ist die Zirkumzision sehr verbreitet und stellt den weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriff dar. Gegenwärtig ist schätzungsweise ein Viertel der männlichen Weltbevölkerung beschnitten, wobei die Gründe für die Beschneidungen medizinischer, religiöser oder kultureller Natur sind. Eine Beschneidung von Mädchen, wie sie in gewissen islamischen Kulturen Afrikas heute praktiziert und in der westlichen Welt manifest kritisiert wird, hat es innerhalb der jüdischen Tradition nie gegeben – sie wäre nach dem jüdischen Religionsgesetz klar verboten.

Autor

Emanuel Cohn, 2009

Rechtlicher Hinweis: Dieses Factsheet darf gesamthaft oder auszugsweise mit dem Hinweis «SIG Factsheet» zitiert werden

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