Die Doppeltürhäuser im Surbtal sind Teil eines einzigartigen Kulturerbes und Symbole des christlich-jüdischen Zusammenlebens. Der Verein Doppeltür will ihre Geschichte sichtbar machen. Der SIG unterstützt das Vorhaben engagiert.
Das Projekt «Doppeltür» will die jüdisch-christliche Geschichte des Aargauer Surbtals zugänglich und erlebbar machen. Der Name kommt von den zahlreichen Doppeltürhäusern, die heute noch in Endingen und Lengnau stehen. Die Türen sind historische Zeugnisse eines aussergewöhnlichen Zusammenlebens zwischen jüdischen und christlichen Nachbarinnen und Nachbarn im 18. und 19. Jahrhundert. Sie sind Teil eines einzigartigen Kulturerbes. 2023 soll ein zum Besucherzentrum umgebautes Doppeltürhaus in Lengnau seine Tore öffnen.
Das einzigartige christlich-jüdische Zusammenleben im Surbtal
Die Idee für das Projekt ist von der Entwicklung des Judentums im Aargauer Surbtal inspiriert. Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren die Ortschaften Endingen und Lengnau die einzigen in der Schweiz, in denen sich Jüdinnen und Juden niederlassen durften. Das jüdische Leben war von zahlreichen Verboten und Beschränkungen geprägt. Unter anderem wurde der Besitz von Land und Wohnraum durch das «Judengesetz» von 1809 untersagt. Auch das Leben unter einem Dach war für die jüdische und christliche Bevölkerung nach dem «Judenmandat» von 1776 nicht erlaubt. Doch obwohl diese Umstände eine Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung begünstigt hätten, gingen Endingen und Lengnau einen anderen Weg. Zeugen davon sind die Doppeltürhäuser. Die historischen Häuser sind mit zwei identischen Eingängen ausgestattet, die auf ein enges Zusammenleben zwischen der jüdischen und christlichen Bevölkerung hindeuten. Die genaue Wohnform in den Doppeltürhäusern ist nicht abschliessend erforscht. Alle Anzeichen lassen jedoch auf ein Leben Seite an Seite schliessen. Damit sind die Doppeltüren ein einzigartiges Zeugnis von religiöser Konvivenz.
«Doppeltür» will das jüdische Kulturerbe bewahren
Sowohl die Doppeltürhäuser selbst, als auch das historische Vermächtnis des Zusammenlebens der Bewohnerinnen und Bewohner von Endingen und Lengnau bilden heute das jüdische Kulturerbe der Region. Die Doppeltüren stehen symbolhaft für eine gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz, was auch heute weder an Aktualität noch an Relevanz verloren hat. Der Verein Doppeltür will dieses Kulturerbe bewahren. Mit einem Ausstellungs- und Vermittlungskonzept soll diese Geschichte, die auch Teil der Schweizer Geschichte ist, sichtbar gemacht und vermittelt werden. Damit sollen zudem Brücken zur Gegenwart geschlagen werden. Diesem Ziel ist man ein grosses Stück nähergekommen, als der Kanton Aargau im Dezember 2020 mittgeteilt hat, dass der Regierungsrat die Realisierung des Begegnungszentrums und des Vermittlungsprojekts Doppeltür mit einer Anschubfinanzierung von 4.65 Millionen Franken aus dem Swisslos-Fonds unterstütze.
Der SIG engagiert sich für das Projekt
Mit diesem Projekt leistet Doppeltür einen grossen Beitrag zur Bewahrung des jüdischen Kulturerbes in der Schweiz. Das Kulturerbe sichtbar zu machen und für nachfolgende Generationen zu bewahren, sind ebenfalls zentrale Anliegen des SIG. Der Verband hat das Projekt von Anfang an engagiert und tatkräftig unterstützt. Als Mitglied des Vereins ist der SIG auch im Vorstand des Vereins Doppeltür aktiv.