Die Israelitische Kultusgemeinde Baden ist eine aktive jüdische Kleingemeinde.
Mittelalter
In Baden lassen sich jüdische Einwohner in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisen. Am 18. März 1349 traf die jüdischen Einwohner die Judenverfolgung der Pestzeit; teils wurden sie erschlagen, teils verbrannt. Erst ab 1384 ist wieder für einige Zeit die Präsenz von Juden in der Stadt dokumentiert. ␣Vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war keine Niederlassung von Juden in der Stadt möglich.
Gemeindegründung
Nachdem sich in den 1840er Jahren bereits einige jüdische Familien in Baden niederlassen konnten, kam es 1859 zur Gründung der Israelitischen Kultus-Gemeinde Baden. Es waren vor allem Familien aus den nahe gelegenen Dörfern Lengnau und Endingen, die begannen, sich in Baden eine Existenz aufzubauen. Mit der Gründung eines Krankenfürsorgevereins (1864), einer Armenkasse (1867), eines Frauenvereins (1878) und dem Anlegen eines Friedhofes im Liebesfeld (1879) wurden weitere wichtige Gemeindeinstitutionen eingerichtet. Bis 1910 wuchs die jüdische Bevölkerung in Baden auf über 300 Personen an.
Synagoge
Nachdem verschiedene Lokale in Baden als Betraum gedient hatten, konnte die Israelitische Kultusgemeinde Baden 1912/13 eine Synagoge an der Parkstrasse bauen. Der von den Architekten Dorer und Füchslin konzipierte Bau gehört heute zu den schützenswerten Objekten der Stadt Baden. Das am Kurpark gelegene Gebäude besticht durch seinen quadratischen Grundriss und eine dezente, feingliederige, in warmen beigen und braunen Tönen gehaltene Jugendstilbemalung im Innenraum. Die Einweihung der Synagoge 1913 bildet den Höhepunkt der Gemeindeentwicklung. Zu dieser Zeit hatte die Gemeinde einen Religionslehrer/Vorbeter/Verwaltungsangestellten und einen Gemeindediener und bis etwa 1910 auch einen eigenen Rabbiner. Sie führte eine Religionsschule, und im Hotel Schweizerhof war ein rituelles Tauchbad (Mikwa) eingerichtet.
Abwanderung
In den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Abwanderung vieler Gemeindemitglieder vorwiegend nach Zürich. Dennoch gelang es vor allem dank des grossen persönlichen Einsatzes der Gemeindeführung, die Israelitische Kultusgemeinde Baden am Leben zu erhalten. Dies im Gegensatz zu anderen jüdischen Gemeinden in kleineren Schweizer Orten, die ihre Existenz aufgeben mussten.
Jüdisches Zentrum
Die Israelitische Kultusgemeinde Baden ist heute eine aktive jüdische Kleingemeinde. Insgesamt leben um die 200 jüdische Personen im Bezirk Baden; nicht alle gehören der Israelitischen Kultusgemeinde an. Doch die Kleingemeinde ist als religiös orthodox geführte Einheitsgemeinde nicht nur religiöser, sondern auch sozialer Kristallisationspunkt für die in der Region lebenden jüdischen Menschen. Die Mitgliederzahl ist in den letzten drei Jahrzehnten wieder gewachsen. Die Gemeinde hat seit 2005 erneut einen Rabbiner und bietet regelmässige Gottesdienste, Schiurim sowie Religionsunterricht an. Die besondere Stärke der Gemeinde liegt im familiären Charakter, und das Zusammensein nach den Gottesdiensten an Schabbat und den Feiertagen, zum Teil mit gemeinsamer Mahlzeit, sorgen für inneren Zusammenhalt. Mit Führungen in der Synagoge und in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Baden und der alljährlich in Baden und der Region stattfindenden jüdischen Kulturwoche wird auch der Kontakt mit der nichtjüdischen Bevölkerung bewusst gepflegt.
Autor
Ralph Weingarten, 2009
Literatur
http://www.alemannia-judaica.de/baden_synagoge.htm
Frenkel, Werner: Baden, eine jüdische Kleingemeinde. Fragmente aus der Geschichte 1859- 1947. Menes-Verlag, Baden 2003.
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