Am Sonntag, dem 18. Oktober 2020, fand in Bern die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG statt. Die DV stand ganz im Zeichen der Gesamterneuerungswahlen und des personellen Wandels. Nach zwölf Jahren übergaben SIG-Präsident Herbert Winter und weitere langgediente Mitglieder der Geschäftsleitung und des Centralcomité ihre Ämter in neue Hände. Die Delegiertenversammlung wählte Ralph Lewin zum neuen Präsidenten des SIG. Die Geschäftsleitung hat ausserdem Ralph Friedländer zum Vizepräsidenten gewählt.
Die 115. Delegiertenversammlung des SIG war in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. Kurzfristig wurde das Programm der DV in einmaliger Weise stark zusammengekürzt, um die Sicherheit der Anwesenden in der aktuellen Coronalage nochmals zu erhöhen. Im Fokus standen die Wahlen. Zum ersten Mal seit seiner Gründung 1904 stellten sich mit Ralph Lewin und Ralph Friedländer zwei Kandidaten zur Wahl für das SIG-Präsidium. Im ersten Wahlgang sprachen sich die anwesenden 88 Delegierten mit 45 zu 40 Stimmen bei zwei nicht abgegeben und einer ungültigen Stimme für Lewin aus. Das Mitglied der Israelitischen Gemeinde Basel IGB wird somit Herbert Winter nach zwölf Jahren im Amt als SIG-Präsident ablösen und zukünftig die Geschicke des Dachverbands lenken.
Erfahrenes, neues Präsidium gewählt
Mit Ralph Lewin erhält der SIG einen erfahrenen, verhandlungsgewandten und führungsstarken Präsidenten. Lewin, 67 Jahre alt, nimmt seit vielen Jahren unterschiedliche leitende und strategische Führungspositionen wahr. Insbesondere gehörte er von 1997 bis 2008 der Regierung des Kantons Basel-Stadt an und führte das Wirtschafts- und Sozialdepartement. Der promovierte Nationalökonom engagierte sich nach seiner Regierungsratszeit schwerpunktmässig in Verwaltungsräten und Verbänden. Heute präsidiert Lewin unter anderem den Tarifverbund Nordwestschweiz und ist Mitglied des Bankrats der Basler Kantonalbank. Nach seiner Wahl bedankte er sich für das Vertrauen der Delegierten und lässt sich zitieren: «Die Aussenwahrnehmung der jüdischen Gemeinschaft in Öffentlichkeit und Politik muss weiter gestärkt werden, das will ich engagiert angehen.» Der SIG werde seinen Blick aber genauso nach innen richten die Bedürfnisse der Gemeinden fokussiert in den Blick nehmen und in seine Arbeit einfliessen lassen.
Ralph Friedländer, der unterlegene zweite, profilierte Präsidiumskandidat, gratulierte Lewin zum Sieg und wurde kurz danach von den Delegierten in die Geschäftsleitung gewählt. In der konstituierenden Sitzung der Geschäftsleitung wurde er daraufhin zum SIG-Vizepräsidenten erkoren. Zusätzlich zum Präsidium wurden auch neue Mitglieder für die Geschäftsleitung und das Centralcomité bestimmt. In die Geschäftsleitung nehmen neu, neben Lewin und Friedländer, auch Nadja Gut von der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ICZ und Michaël Goldschmidt von der Communauté Israélite de Lausanne et du Canton de Vaud CILV Einsitz. Die bisherigen Geschäftsleitungsmitglieder Jacques Lande von der ICZ, Edouard Selig von der IGB und Ariel Wyler von der Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich wurden wiedergewählt.
Verabschiedungen
Mit einer fünfmonatigen Verlängerung aufgrund der Coronasituation endete heute auch eine Ära. Herbert Winter, SIG-Präsident seit 2008, hat nach zwölf Jahren sein Amt abgeben. Wegen der statuarisch geltenden Amtszeitbeschränkung war keine weitere Amtszeit mehr möglich. Winter bedankte sich für die jahrelange Unterstützung und Zusammenarbeit. Er lässt sich zitieren: «Wir dürfen stolz sein auf unser aktives Gemeindeleben in seiner Vielfalt, die wir in Zukunft noch stärker nach aussen tragen sollen. Wir dürfen den SIG mit Stolz vorzeigen: Unser Dachverband kann die Zukunft geeint, stabil und stark anpacken.» Mit SIG-Vizepräsidentin Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Francine Brunschwig und Evelyne Morali traten weitere langjährige Mitglieder aus der Geschäftsleitung zurück. Die Delegierten verabschiedeten sich von allen mit einem dankbaren, herzlichen und grossen Applaus.
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