Mit Annahme der Motion Jositsch hat nun auch der Nationalrat der Schaffung eines nationalen Gedenkortes für die Opfer des Nationalsozialismus zugestimmt. Der SIG begrüsst diesen historisch wichtigen Schritt.
Vor einem Jahr wurden zwei parlamentarische Motionen eingereicht, die vom Bund die Schaffung einer nationalen Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus forderten. Nachdem am 1. März 2022 bereits die Motion von Nationalrat Alfred Heer einstimmig im Ständerat angenommen worden war, wurde heute mit der Annahme der Motion von Ständerat Daniel Jositsch im Nationalrat der parlamentarische Prozess erfolgreich abgeschlossen. Der SIG nimmt dies mit grosser Freude zur Kenntnis.
Bisher fehlte eine nationale und offizielle Gedenkstätte
In der Schweiz gibt es rund sechzig Orte, die auf private Initiative hin entstanden sind, die an die Schoah und an die nationalsozialistischen Verbrechen und deren Opfer erinnern. Tausende Schutzsuchende sind während des Zweiten Weltkriegs an der Schweizer Grenze zurückgewiesen worden, weil das Boot angeblich voll war. Etliche wurden ausgeschafft. Und es gab auch Schweizer Opfer des Nationalsozialismus. Sie wurden verfolgt, interniert und deportiert. Es gab aber auch mutige Schweizerinnen und Schweizer wie zum Beispiel Paul Grüninger oder das Ehepaar Carl und Gertrud Lutz-Fankhauser, die unter Inkaufnahme persönlicher Risiken Spielräume zugunsten jüdischer Flüchtlinge nutzten. Sie sind damit bis heute und in Zukunft Vorbild in Sachen Zivilcourage. Eine nationale und offizielle Gedenkstätte für die Opfer und die Helferinnen und Helfer fehlt jedoch. Mit dem positiven Entscheid des Parlaments wird nun diese Lücke geschlossen. In seiner Stellungnahme zu den parlamentarischen Motionen hatte der Bundesrat ebenfalls festgehalten, dass er der Schaffung eines solchen Gedenkortes positiv gegenüberstehe.
Erinnern, vermitteln und vernetzen – innovatives Konzept für ein Schweizer Memorial
Bereits im Mai 2021 wurde dem Bundesrat ein ausgearbeitetes Konzept für ein solches Memorial übergeben. Erarbeitet wurde es von einer Projektgruppe, die auf Initiative der Auslandschweizerorganisation ASO gegründet wurde. An der Konzeption beteiligten sich neben dem SIG, die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft cja, das Archiv für Zeitgeschichte AfZ an der ETH Zürich und das Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel. Das Konzept sieht drei Leitthemen vor: «erinnern – vermitteln – vernetzen». Als Gedenkort im öffentlichen Raum soll das Memorial den Opfern gewidmet sein. Als Vermittlungsort soll es Informationen zur nationalsozialistischen Verfolgung und deren Herausforderungen für die demokratische Schweiz bereitstellen. Schliesslich soll das Memorial einen virtuellen Vernetzungsort bilden mit einer Opferdatenbank und Verknüpfungen zu bestehenden Gedenkorten und Bildungsangeboten. In der Schweiz ist diese Kombination von Erinnerung und Vermittlung neu und einzigartig.
Der SIG ist von der Notwendigkeit des Memorials überzeugt
Der SIG hat das Projekt seit Beginn mitgetragen und ist von seiner Notwendigkeit überzeugt. Die Opfer des Nationalsozialismus und der Schoah dürfen nicht vergessen werden. Sie und die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes sind tief im kollektiven Bewusstsein der Jüdinnen und Juden, auch hier in der Schweiz, verankert. Das Erinnern zeigt Lehren für die Gegenwart und Zukunft auf. Insbesondere die nächsten Generationen sollen mit dem edukativen Angebot des Memorials zum kritischen Nachdenken über Vorurteile und Ausgrenzung befähigt werden.
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