Am 9. November 2018 jährt sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht. Der SIG und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS haben zu diesem Anlass zusammen mit verschiedenen jüdischen Gemeinden eine stille Form des Gedenkens gewählt. Am 8. November 2018 werden in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich die Synagogen von aussen speziell beleuchtet. Mit diesem weit herum sichtbaren Zeichen wird an die schrecklichen Ereignisse von vor 80 Jahren erinnert. Die Beleuchtungen werden von Veranstaltungen begleitet.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 erreichte der Judenhass in Deutschland ein bis dahin nie erlebtes Ausmass. Über 400 Menschen verloren gewaltsam ihr Leben, annähernd 30‘000 Menschen wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt – darunter auch viele Kinder. Tausende Geschäfte und Wohnungen von Juden sowie über 1400 Synagogen, Gebets- und Versammlungsräume wurden zerstört. Die Reichspogromnacht markierte den Anfang der systematischen Vernichtung der Juden, den Beginn der Schoah.
Teil der jüdischen Geschichte
Die Synagogen in der Schweiz blieben von dieser hemmungslosen Gewalt verschont. Die Juden hierzulande waren damals in Sicherheit. Es trennten sie aber trotzdem nur wenige Kilometer von den existenzbedrohenden Vorgängen in Deutschland und anderen Ländern in Europa. Die Sorgen und Ängste um Freunde, Bekannte und Familienangehörige auf der anderen Seite der Grenzen waren auch in der Schweiz gross. Unter den Schweizer Juden finden sich heute auch Menschen, deren Familien vor der Verfolgung in die Schweiz geflohen sind. Viele haben Angehörige verloren. Noch immer gibt es – wenn auch immer weniger – Überlebende und Zeugen der furchtbaren Ereignisse der Pogromnacht und der Schoah, die den nachfolgenden Generationen unmittelbar vom Erlebten berichten können. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Erinnerung an die grösste Katastrophe des 20. Jahrhunderts in Zukunft aufrechterhalten bleibt – dies auch als Mahnung für künftige Generationen. Die Reichspogromnacht und die Schoah sind ein untrennbarer Teil der europäischen Geschichte und damit auch Teil der Schweizer Geschichte. «Die Ereignisse von damals haben sich in der Geschichte der Juden überall und auch in der Schweiz eingeschrieben. Die Gesellschaft ist es den Opfern und Überlebenden schuldig, zu gedenken, zu erinnern und nie zu vergessen, wohin der Hass von Menschen auf andere Menschen führen kann», so SIG-Präsident Herbert Winter.
Synagogen der Schweiz werden beleuchtet
Schweizweit wird heute der Reichspogromnacht gedacht. Es ist ein spezieller Jahrestag, da sich diese Nacht bereits zum 80sten Mal jährt. Der 9. November fällt dieses Jahr auf einen Freitagabend, also den Beginn des Schabbats. Daher finden die Gedenkanlässe bereits am Donnerstag, den 8. November 2018, statt. Gleichzeitig werden in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich die Synagogen bei Nacht von aussen beleuchtet. Die jüdischen Gemeinden betten die Beleuchtung in Gedenkveranstaltungen ein. Zusätzlich lassen auch andere Synagogen und jüdische Betlokale das Innere der Gebäude nachts beleuchtet.
Die jüdische Gemeinschaft in der Schweiz will damit ein stilles, aber weit herum sichtbares Zeichen setzen. Ein Zeichen des Gedenkens, ein Zeichen des Erinnerns, ein Zeichen des «Nie wieders» und ein Zeichen für eine Zukunft des vielfältigen jüdischen Lebens und Wirkens.
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