Erinnerung

75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz

Am 27. Januar 1945 erreichten die ersten Einheiten der Roten Armee das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz und befreiten die wenigen Überlebenden. 75 Jahre danach kommen zum Jahrestag der Befreiung über hundert Überlebende, Repräsentanten verschiedenster Organisationen und die Staatsoberhäupter von über 22 Ländern in Auschwitz-Birkenau zusammen, um zu gedenken und zu erinnern. Aus der Schweiz sind unter anderem drei Holocaust-Überlebende, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und SIG-Präsident Herbert Winter angereist.

Es war ein grauenvolles Bild, das sich den sowjetischen Soldaten bot, als sie am 27. Januar 1945 ein Lager nach dem anderen des Lagerkomplexes Auschwitz erreichten. Sie trafen auf ausgemergelte Gefangene, die am Ende ihrer Kräfte waren, und auf unzählige Leichen. Das Ausmass des Verbrechens war damals nur in Ansätzen fassbar. Auch nach der Aufarbeitung ist die Realität des Grauens und Leids nur schwer zu ertragen. Von 1940 bis 1945 wurden Menschen aus ganz Europa in die Konzentrationslager von Auschwitz verschleppt. Die Zahl der systematisch Ermordeten beläuft sich auf 1.1 bis 1.5 Millionen. Etwa eine Million davon waren Juden – Frauen, Männer und Kinder.

Gábor Hirsch – eine Geschichte von vielen

Unter den Holocaust-Überlebenden, die aus der Schweiz angereist sind, befindet sich Gábor Hirsch. Hirsch hat eine ganz eigene Geschichte, die aber stellvertretend für abertausende weitere Schicksale steht, die untrennbar mit dem Verbrechen von Auschwitz und der ganzen Schoah verbunden sind. Geboren und aufgewachsen ist er in Békéscsaba in Ungarn. Als Nazideutschland im März 1944 in Ungarn einmarschierte, kam es bald darauf zur Ghettoisierung der Juden in Békéscsaba. Hirschs Vater wurde zur Zwangsarbeit eingezogen. Hirsch und seine Mutter hingegen wurden in Viehwaggons nach Auschwitz transportiert, wo sie am 29. Juni 1944 eintrafen. Bei ihrer Ankunft überstanden sie die erste Selektion und wurden in unterschiedliche Lager verbracht. Die Mutter kam im Dezember ums Leben. Hirsch selbst überstand weitere Selektionen bis er im Oktober mit 600 anderen in die Gaskammern geschickt wurde. Mit nur 51 weiteren Jungen wurde er nochmals als arbeitsfähig aussortiert und wieder in die Baracke zurückgeschickt. Als die Deutschen das Lager Mitte Januar 1945 räumten, versteckte sich Hirsch, da er in einer zu schwachen Verfassung war, um gehen zu können. Er blieb, bis auch ihn die Rote Armee am 27. Januar 1945 befreite.

Nach einer langen Odyssee über verschiedene Displaced-Persons-Camps, nach Schule und Universität in Ungarn gelangte er während der Wirren des Ungarn-Aufstands von 1956 in die Schweiz. Dort baute er sich ein Leben als Elektroingenieur mit Frau, zwei Kindern und drei Enkelkindern auf. Gefragt nach der Bedeutung seines Besuchs heute in Auschwitz meint Gábor Hirsch: «Meine Erinnerungen an diese Zeit sind heute leider lückenhaft. Ich hoffe, während des Besuchs neue Mosaiksteine für meine eigene Aufarbeitung zu finden.»

Erinnern und dem Hass entgegentreten

Neben zahlreichen weiteren Staats- und Regierungschefs nimmt auch die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga an der Gedenkzeremonie an der Gedenkstätte des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau teil. Die Bundespräsidentin möchte mit ihrer Teilnahme und in Begleitung von Überlebenden und Studierenden dazu aufrufen, dass das Wissen um diese Verbrechen und die Erinnerung an die Opfer und ihr Leid auch in Zukunft gefördert werden müssen. Als ein Vertreter der Schweizer Juden ist auch SIG-Präsident Herbert Winter nach Auschwitz gereist. Für ihn steht im Vordergrund, dass das aktive Erinnern nicht nur den Opfern, sondern auch den Überlebenden des Holocaust geschuldet ist. Die Gesellschaft müsse ausserdem weiterhin daran ermahnt werden, so etwas nie wieder zuzulassen: «Der Hass auf Menschen, die unterschiedlich oder fremd sind, ist wieder salonfähig geworden. Wir müssen uns mit aller Kraft solchen Einstellungen und Ideologien entgegenstellen und als Gesellschaft für ein friedliches Miteinander einstehen.»

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