Jüdisches Leben

jewpa – das 1. Jüdische Jugendparlament der Schweiz diskutiert über die Zukunft

Das jüdische Leben in der Schweiz ist von einer grossen Vielfalt geprägt. So spielt zum Beispiel für die einen die Religion eine grosse Rolle, für andere steht mehr die kulturelle Zugehörigkeit im Vordergrund. Auch wird die jüdische Gemeinschaft von gesellschaftlichen Entwicklungen oder Widersprüchen berührt. Das spürt insbesondere die jüngere Generation. Darum kamen aus den verschiedensten Regionen der Schweiz und aus unterschiedlichsten Gemeinden junge jüdische Menschen zum 1. Jüdischen Jugendparlament jewpa in Aarau zusammen, um gemeinsam über die Zukunft der eigenen Gemeinschaft zu debattieren.

Am 31. März 2019, an einem frühlingshaften Sonntag, versammelten sich schon am frühen Morgen über 40 junge Juden und Jüdinnen im Grossratsgebäude in Aarau. Zum Treffen lud der Verein Jüdischer Studenten Schweiz SUJS in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG, der Plattform der Liberalen Juden Schweiz PLJS sowie den jüdischen Gemeinden der Schweiz. Vor den Teilnehmenden lag ein dichtes Programm bis in die Abendstunden. Kein Wunder, denn das Ziel des jewpa ist ambitioniert. So erklärte der SUJS-Präsident Michel Holz: «Wir wollen heute die Stimme der jüdischen Jugend einfangen. Denn sie sind die Zukunft des Schweizer Judentum.»

Erwartungen und Wünsche an die Gemeinschaft

Ziel des jewpa ist es, dass junge jüdische Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren zum Mitmachen, Mitreden und Mitgestalten bewegt werden. Für die junge Generationen stellen sich zukunftsweisende Fragen: Sind die Gemeinden noch zeitgemäss? Wieso soll ich Mitglied sein? Was erwarte ich von den Gemeinden? Wie bringe ich mich ein? Mit dem jewpa soll erstmals ganz unabhängig von der Gemeindezugehörigkeit diskutiert werden, wo der Schuh drückt, welche Bedürfnisse vorhanden sind und welche Vorstellungen von der Zukunft der jüdischen Gemeinschaft existieren. Im Rahmen des jewpa sollten all diese unterschiedlichen Meinungen und Haltungen debattiert werden, um schliesslich die Ideen, Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmenden den jüdischen Gemeinden zur Verfügung zu stellen.

Konsens, Widerspruch und Kompromiss

Vor den Teilnehmenden lagen Workshops, Wahlen, Kommissionssitzungen und schliesslich eine regelrechte Parlamentsdebatte. Für viele war das neu, doch gestandene Politikprofis gaben Tipps und Hinweise. Mit dabei waren Renata Siegrist-Bachmann, Grossratspräsidentin des Kantons Aargau der GLP, Yvonne Feri, Nationalrätin des Kantons Aargau der SP, Irène Kälin, Nationalrätin des Kanton Aargau der Grünen, Ronny Ilan Siev, Gemeinderat der Stadt Zürich der GLP, und Cédric Wermuth, Nationalrat und Ständeratskandidat des Kantons Aargau der SP. Nach den Kommissionssitzungen meinte ein Teilnehmer erfreut: «Es ist erfrischend, solche entscheidenden politischen und strukturellen Themen auch mal mit Gleichaltrigen zu diskutieren und nicht nur mit Gemeindevorstandsmitglieder, die ein oder zwei Generationen älter sind als wir.».

Die finale Parlamentsdebatte zeigte auf, was in den Stunden zuvor heiss diskutiert wurde und unter anderem als Forderungen an die Gemeinden und Dachverbände weitergegeben werden:

  • Kinder mit einem jüdischen Vater und einer nicht-jüdischen Mutter, die eine jüdische Erziehung genossen, sollen einen vereinfachten Giur erhalten.
  • Es soll ein professionelles von den Gemeinden unabhängiges Team geschaffen werden, das die jüdische Jugendarbeit in der Schweiz koordiniert, organisiert und unterstützt.
  • Die zwei Dachverbände SIG und PLJS sollen auf nationaler Ebene und bei Themen, die alle Juden betreffen, noch stärker zusammenarbeiten und unter einem gemeinsamen Label als eine Stimme der Schweizer Juden sprechen.
  • Die Freiwilligenarbeit innerhalb der Gemeinden soll für unter 35-Jährige zu einer proportionellen Reduzierung der Gemeindesteuern führen.
  • Im Falle einer staatlichen Unterstützung der Gemeinden bei den Sicherheitskosten, sollen auch die Mitgliederbeiträge reduziert werden.

Die Verantwortlichen des jewpa werden nun die Ergebnisse aufbereiten und diese den jüdischen Gemeinden als Ideen- und Wunschkatalog zur Verfügung stellen. Das war erst der Beginn einer Debatte, die nun auch auf Stufe der Gemeinden weitergeführt werden soll. Nach SUJS-Präsident Holz war es ein erfolgreicher erster Schritt: «Zusammen haben wir kontrovers, aber fair und sachlich diskutiert. Wir hoffen nun, dass wir unsere Forderungen in gleicher Manier in die Gemeinden und die Dachverbände einbringen können.»

Mehr zum jewpa

Mehr zum SUJS

Aargauer Zeitung vom 2. April 2019: Erstes Jüdisches Jugendparlament fordert in Aarau mehr Mitspracherecht für junge Gläubige

Kath.ch vom 2. April 2019: Erstes Jüdisches Jugendparlament stellt Forderungen an Dachverbände


Beitrag zum jewpa von Tele M1


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