Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus – Konzept an Bundesrat übergeben
Dem Bundesrat ist heute ein Konzept überreicht worden, das die Errichtung eines Memorials für die Opfer des Nationalsozialismus verlangt. Demnach soll in Bern ein innovativer Erinnerungs-, Vermittlungs- und Vernetzungsort entstehen. Der SIG hat intensiv am Projekt mitgearbeitet und war heute in Bern bei der Übergabe dabei.
Tausende Schutzsuchende sind während des Zweiten Weltkriegs an der Schweizer Grenze zurückgewiesen worden, weil das Boot angeblich voll war. Etliche wurden ausgeschafft. Und es gab auch Schweizer Opfer des Nationalsozialismus. Sie wurden verfolgt, interniert und deportiert. Ein zentraler und offizieller Ort der Erinnerung und Vermittlung in der Schweiz fehlt aber. Deshalb wurde heute in Bern dem Bundesrat ein Konzept für ein «Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus» übergeben. Ergänzt wird das Memorial durch ein völlig neues Bildungsangebot: In der Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus und Antisemitismus sowie Solidarität und Zivilcourage leistet das Memorial einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung in der Gegenwart und für die Zukunft.
Erinnern, vermitteln und vernetzen – innovatives Konzept für ein Schweizer Memorial
«Wir sind überzeugt,» so SIG-Präsident Ralph Lewin, «dem Bundesrat heute ein innovatives Konzept überreichen zu können, das nicht allein in die Vergangenheit blickt, sondern in die Zukunft weist. Dieses Memorial soll vor allem auch junge Menschen in der Schweiz sensibilisieren für zentrale Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte.» Das Memorial soll ein lebendiger und diverser Ort des Diskurses und der Reflexion werden. Es steht unter den drei Leitthemen «erinnern – vermitteln – vernetzen». Das Memorial setzt sich zusammen aus einem Gedenkort im öffentlichen Raum in Form einer künstlerischen Intervention, einem Vermittlungsort, der mit Dauer- und Wechselausstellungen die Bildungs- und Informationsvermittlung garantiert und einem virtuellen Vernetzungsort mit einer Opfer-Datenbank, die bereits bestehende Gedenkorte miteinander verbinden wird. In der Schweiz ist diese Kombination von Erinnerung und Vermittlung neu und bisher einzigartig.
Ausgearbeitet wurde das Konzept für das Schweizer Memorial von der Auslandschweizerorganisation ASO, der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft cja, des Archivs für Zeitgeschichte AfZ an der ETH Zürich, des Zentrums für Jüdische Studien der Universität Basel und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG. Das Projekt erhält breite Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, von den Landeskirchen und muslimischen Verbänden, aus der Politik und der Kultur.
SIG von Notwendigkeit des «Memorials» überzeugt
Die Entwicklungen der letzten Monate, auch im Zusammenhang mit der Covid-Krise, sind beunruhigend. In den sozialen Medien lässt sich eine massive Zunahme von Rassismus und Antisemitismus feststellen. Das Mass an Hassrede, Beschimpfungen und vor allem Verschwörungstheorien ist hoch. Insbesondere die nächsten Generationen sollen mit dem Memorial zum kritischen Nachdenken über Vorurteile und Ausgrenzung befähigt werden. Die Demokratie und der Schutz der Menschenrechte stehen im Zentrum des Projektes. Mit altersgerechten Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops sollen nicht nur eine interessierte Öffentlichkeit, sondern gerade auch Schulklassen und junge Menschen aus der ganzen Schweiz angesprochen werden.
-
Weitere Informationen