Der Staat Israel – unter den nach Grösse geordneten Nationen der Welt auf Platz 152 figurierend - erstreckt sich über total 20’770 Quadratkilometer, etwa die Hälfte der Schweiz (41’290 km2). Die geografische Vielfalt stimuliert den Tourismus, doch spielt die Sicherheitslage oft das Zünglein an der Waage zwischen Erfolg und Rezession.

Gemeinsame Grenzen beziehungsweise Waffenstillstandslinien hat Israel mit Ägypten, Jordanien, dem Libanon und Syrien. Der im Süden gelegene Negev beansprucht mit rund 12’000 Quadratkilometern über die Hälfte der israelischen Fläche. Vor allem wegen des schwierigen Klimas – mehrheitlich eine Wüstenregion mit wenig Regen und extremen Temperaturschwankungen, der relativen Entfernung von den wirtschaftlich-kulturellen Zentren des Landes und nicht zuletzt infolge der ungenügend ausgebauten Verkehrsadern leben im Negev nur gerade sechs Prozent aller Israelis. Mit 424 Kilometern ist Israels Nord-Süd-Achse im internationalen Vergleich eher bescheiden; Gleiches gilt für die West-Ost-Achse, die maximal 114, minimal aber nur gerade 15 Kilometer beträgt. Israels Landgrenze ist 1’017 Kilometer, seine Küstenlinie 273 Kilometer lang.

Wie sehr im Nahen Osten die Politik in den Alltag hinein spielt, zeigt die Beschreibung der geografischen Fakten. Nennen die einen den Gipfel des Hermon-Massivs im Grenzgebiet zwischen Syrien, Libanon und Israel mit einer Höhe von 2’224 Metern als den höchsten Berg Israels, verleihen andere diesen Titel dem im international unbestrittenen israelischen Kernland liegenden Meron-Berg (1’208 m.ü.M.). Dessen ungeachtet gehören zumindest bis zur Erzielung einer Friedenslösung auch der Grossteil der Westbank (5’879 Quadratkilometer) und die bereits genannten Golanhöhen (1’150 Quadratkilometer) geografisch zum Einzugsgebiet Israels.

Eine auch nur skizzenhafte Schilderung des Jordans, mit 320 Kilometern der längste Fluss Israels, lässt sich ohne politische «Abstecher» ebenfalls kaum bewerkstelligen. Der Jordan entspringt an den südlichen Abhängen des Hermons am Golan. Er fliesst südwärts, passiert den See Genezareth oder Kinneret-See, das grösste Frischwasserreservoir des Landes, bevor er sich ins Tote Meer ergiesst. Die Nebenflüsse des Jordans sind der Dan, der Banias und der Hasbani. Nur der Dan entspringt im israelischen Kernland; der Hasbani kommt aus dem Libanon, der Banias fliesst vom Golan in den Jordan. Das Tauziehen um das regional knappe Wasser könnte einen neuen Krieg auslösen – oder den Frieden bringen.

Die Geografie Israels ist geprägt von einer schillernden Vielfalt. Fährt man während des Winters am Hermon Ski, kommen südlich der Stadt Beerschewa Schneefälle einer Sensation gleich. In Eilat fällt die Temperatur kaum unter 25 Grad, erreicht mitunter aber 41 Grad. Die geografische Vielfalt ist ein überzeugendes Motiv für Urlauber, in Israel Ferien zu verbringen, sei es in einem der 340 Hotels des Landes mit fast 48’000 Zimmern, oder dann in den rund 10’000 Touristenzimmern (85 Prozent davon im Norden). Die Einrichtung dieser «Zimmerim», wie der Volksmund sie nennt, variiert von rustikal-einfach bis zur luxuriösen Spitzenklasse.

Ein kurzer Blick auf die israelische Städtelandschaft unterstreicht die geografisch- gesellschaftliche Vielfalt des Landes. Im Einzugsgebiet von Jerusalem, Israels grösster Stadt und Kapitale des Staates, leben auf einer Fläche von 125 Quadratkilometern (das von Israel per Knessetbeschluss annektierte arabische Ost-Jerusalem eingeschlossen) rund 764’000 Menschen. Auf knapp einem Quadratkilometer beherbergt Jerusalem in seiner Altstadt die Schlüsselstätten der monotheistischen Religionen wie den Tempelberg, die Klagemauer, die Grabeskirche, den Felsendom und die el-Aqsa-Moschee. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Altstadt unterteilt in das Armenische, das Christliche, das Jüdische und das Muslimische Viertel. Allgemein wird angenommen, dass der israelisch-palästinensische Konflikt erst wirklich beigelegt werden kann, wenn eine Lösung für die Probleme rund um Jerusalem gefunden sind. Die ethnische Grundlage des Konflikts lässt sich in etwa auch daran ablesen, dass sich in Jerusalem über 1’200 Synagogen, 160 Kirchen und etwa 80 Moscheen finden.

Mit seiner geografisch zentralen Lage – 60 km östlich von Tel Aviv und des Mittelmeers und rund 35 km südöstlich des Toten Meeres – ist Jerusalem ein beliebtes Ziel für Touristen aus dem In- und Ausland. Sein Angebot aus den Bereichen Kultur, Kunst und Musik sucht denn auch seinesgleichen in der ganzen Region. Im Vordergrund steht hier das Israel-Museum mit seinen international anerkannten Sammlungen an Judaica, archäologischen Ausgrabungen sowie israelischer und europäischer Kunst und Kultur. Die regelmässigen Sonderausstellungen sind zudem weitere Anziehungspunkte für die fast eine Million Besucher, die dem Israel- Museum alljährlich ihre Aufwartung machen. Weitere Jerusalemer Attraktionen sind unter anderem das im Ostteil der Stadt gelegene Rockefeller-Museum, das erste archäologische Museum der Region, der Biblische Zoo im Malcha-Viertel, das im gleichen Quartier gelegene Shopping Center (das grösste dieser Art im ganzen Nahen Osten) sowie die Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Herzlberg. Dann prägen auch die regelmässigen Festivals das Gesicht der Stadt. Eine Auswahl: Das im Mai und Juni stattfindende Israel-Festival mit lokaler und internationaler Beteiligung aus den Bereichen Musik, Theater und Tanz (www.israel- festival.org.il), das Israel-Filmfestival im Juli, an dem rund 300 Filme der verschiedensten Sektoren zur Aufführung gelangen (www.jff.org.il) , dann im August die Internationale Kunst- und Handwerksmesse Khutzot Hayozer ausserhalb der Altstadtmauern. Umgeben von Live- Musik, Wein und Essen stellen über 150 Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten aus und verkaufen sie auch. Hinzu kommen zahlreiche multikulturelle Pavillons. (http://tour.jerusalem.muni.il) Schliesslich sei auch die alle zwei Jahre im Februar stattfindende Internationale Buchmesse genannt, an der in der Regel über 1’200 Verlage aus aller Welt über 100’000 Titel ausstellen (www.jerusalembookfair.com). Seit dem Jahr 2009 entwickelt sich die gegenüber der Altstadt gelegene Mamilla-Promenade mit zahlreichen Geschäften und Restaurants zu einer immer beliebteren Attraktion für Einheimische (Juden wie Araber) und Touristen. A propos Restaurants: Angesichts des wachsenden Anteils religiös-traditioneller Touristen und Neueinwanderer an der Bevölkerung der Hauptstadt nimmt die Zahl der koscheren Restaurants in Jerusalem und Umgebung stetig zu.

In Tel Aviv-Yafo, der zweitgrössten Stadt Israels, wohnten Ende 2009 fast 394’000 Menschen. 1909 als erste jüdische Stadt in Palästina gegründet, erstreckt Tel Aviv sich heute auf einer Fläche von knapp 52 Quadratkilometer. Im städtischen Einzugsgebiet von Tel Aviv, der reichsten Stadt des Landes, die auch als das eigentliche Business Center von Israel gilt (die Aktien- und die Diamantenbörsen sind dort beheimatet) leben etwa 3,2 Millionen Einwohner. Der Volksmund nennt Tel Aviv die «Stadt, die nie schläft». Den Namen «Weisse Stadt» hat Tel Aviv wegen seiner rund 5’000 im modernistischen Stil erbauten und von der Bauhaus-Schule und Le Corbusier beeinflussten Bauten im Stadtzentrum erhalten. Für diese Entwicklung waren deutsch-jüdische Architekten verantwortlich, die zwischen 1931 und 1939 vor den Nazis nach Palästina flohen. Seit den 1960er Jahren hat der Bauhauscharakter von Tel Aviv durch die am Mittelmeerufer entstandene Hotel-Promenade und die wachsende Zahl an Wolkenkratzern starke Konkurrenz erhalten.

Neben seiner Rolle als Finanz- und Geschäftszentrum des Landes hat Tel Aviv sich auch einen Namen als Mode-Kapitale Israels und als Unterhaltungsparadies mit fast 20 grösseren oder kleineren Theatern und Konzertensembles geschaffen. Im Zentrum für darstellende Künste sind die Israel-Oper und das Cameri-Theater beheimatet. Das grösste Theater mit fast 3’000 Sitzen ist aber das Mann-Auditorium, während das Nationaltheater «Habima» seit 2008 zu Renovationszwecken geschlossen ist. Zu beliebten Attraktionen der Unterhaltungsbranche haben sich der alte Hafen im Norden von Tel Aviv sowie der Hafen von Yafo entwickelt, der zum Teil radikal überholt worden ist. Sodann haben die Ballettensembles Batsheva, Bat Dor und das Israel-Ballett ihren Hauptsitz in der Stadt. Im weitgehend restaurierten Viertel von Neve Tzedek ist das Zentrum Suzanne Dellal für modernen und klassischen Tanz eine weitere viel besuchte Attraktion. Ein Überblick über Tel Aviv wäre unvollständig ohne einen - wenn auch nur skizzenhaften - Hinweis auf die Museen in der Stadt. Zu nennen sind vor allem das Eretz-Israel-Museum, das Kunstmuseum und das auf dem Campus der Tel-Aviv-Universität domizilierte Beth Hatefutsot (Diaspora-Museum). Daneben gibt es Museen über die Geschichte der Verteidigungsstreitkräfte und über die Widerstandsbewegungen aus der Zeit vor der Staatsgründung. Im Messe- und Kongresszentrum von Tel Aviv finden jährlich 60 bis 70 grosse Anlässe, Ausstellungen und internationale Kongresse statt. Erwähnen wir auch noch, dass drei wichtige Tageszeitungen des Landes – Yediot Achronot, Maariv und Haaretz – ebenso wie diverse TV- und Radiostationen ihre Basis in Tel Aviv haben.

Alle israelischen Städte und Ortschaften hier ausführlich zu schildern würde den quantitativen Rahmen des Beitrags sprengen. Nur stichwortartig seien deshalb die folgenden weiteren Städte des Landes erwähnt:

  • Haifa mit einer Bevölkerung von gut 265’000 Einwohnern. In Haifa funktioniert die arabisch-jüdische Koexistenz weitgehend, und die Stadt beherbergt die Gärten der Bahai-Religion, eine Unesco-Stätte des Welterbes. Berühmt ist Haifa auch für den Berg Carmel und die wegen ihres Klimas und des Waldbestandes «kleine Schweiz» genannte Umgebung an den Ausläufern des Berges.
  • Beerschewa, die Hauptstadt des Negevs, mit einer Einwohnerschaft von 186’000. Wie Tel Aviv, Jerusalem und Haifa ist auch Beerschewa Universitätsstadt und beherbergt überdies das Orchester Israel Sinfonietta.
  • Tiberias, am Kinneretsee auf dem Weg in den Norden gelegen, ist vor allem bekannt für seine Thermalbäder, seine vielen, oft sehr guten Fischrestaurants und die zahlreichen Grabstätten grosser rabbinischer Persönlichkeiten in der Umgebung. Am Abhang oberhalb der Stadt liegt ein vom Keren Kayemeth Leisrael gepflanzter Schweizer Wald, wie übrigens auch am Carmel bei Haifa.
  • Eilat, das Tor zum Roten Meer, ist die israelische Touristenstadt par excellence. Neben den Badefreuden am Meeresstrand können Wassersportfreunde in den zahlreichen Korallenriffen schnorcheln, und die Wadis im Hinterland von Eilat laden zu Ausflügen per Jeep, hoch zu Ross oder auf Schusters Rappen ein. In wenigen Autominuten sind von Eilat aus schliesslich die beeindruckenden Kupferminen des Königs Salomon von Timna erreichbar.

Licht und Schatten liegen beim Israel-Tourismus eng beieinander. Einerseits ist die Branche die klar grösste Devisenbringerin (Diamanten ausgenommen). Je 100’000 Touristen lassen rund 200 Millionen Shekel in die israelische Wirtschaft fliessen, was rund 4’000 neue Arbeitsplätze schafft, und etwa 160’000 Erwerbstätige verdienen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt durch den Tourismus. Andererseits wird kein Bereich der israelischen Wirtschaft derart von negativen Entwicklungen (wie etwa Anschläge, Trockenperioden oder Kriege) beeinflusst wie der Tourismus. Sprach man im Herbst 2008 noch von drei Millionen Feriengästen pro Jahr als eine näher rückende Marke, machte der Gaza-Krieg einen dicken Strich durch diese Rechnung – 2,6 Millionen Touristen zählte man für das ganze Jahr, und der Wert für Januar-Oktober 2009 lag mit 2,3 Millionen noch um 12 Prozent unter dem Vergleichswert für 2008. Das wachsende Schwergewicht auf Sonderangeboten wie Öko- und Agro-Tourismus, Vogelbeobachtung, Wellness, Gesundheitstourismus am Toten Meer inkl. Kulturhöhepunkte wie Opernfestivals vor der Wüstenfestung Masada, Velotouren auf dem stets grösseren Netz von Fahrradwegen und Jeeptrecks in versteckten Tälern (Wadis) könnte den positiven Trend konsolidieren. Eine Prise Frieden wird es allerdings immer brauchen.

Autor

Jacques Ungar, 2012

Rechtlicher Hinweis: Dieses Factsheet darf gesamthaft oder auszugsweise mit dem Hinweis «SIG Factsheet» zitiert werden

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