Die Communauté Israélite du Canton de Neuchâtel hat ihre Mitglieder zu einem Austausch mit der SIG-Geschäftsleitung eingeladen
Am Sonntag, dem 17. November 2024, waren Mitglieder der SIG-Geschäftsleitung zu Besuch in der Synagoge in La Chaux-de-Fonds. Ziel des Anlasses war es unter anderem, den SIG bei der Gemeinde bekannter zu machen und den Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen.
Die Geschäftsleitung des SIG hat sich zum Ziel gesetzt, den Austausch mit den Gemeinden zu intensivieren. Aus diesem Grund besuchte eine Delegation des SIG bestehend aus Präsident Ralph Friedländer, Vize-Präsident Ralph Lewin und Iris Levy, in der Geschäftsleitung zuständig für Kultur, Mitte November die Communauté Israélite du Canton de Neuchâtel CICN. Am informativen Austausch und anschliessenden gemütlichen Beisammensein nahmen rund 25 Gemeindemitglieder teil.
Der SIG erzielt Erfolge in politischen Anliegen und in Sicherheitsfragen
Nach der Begrüssung durch Bertrand Leitenberg, dem Präsidenten der CICN, sprach Ralph Friedländer einleitend über die Geschichte des SIG seit dessen Gründung im Jahr 1904 und spannte den Bogen zu heute. Seit den Anschlägen vom 7. Oktober 2023 ist der SIG vor allem mit der starken Zunahme antisemitischer Vorfälle gefordert. Ein weiteres, wichtiges Thema, für das sich der SIG einsetzt, ist die Finanzierung der Sicherheit der Gemeinden. Hier konnte der SIG erwirken, dass sich Bund und Kantone in grösserem Umfang an den Kosten beteiligen. Auch bei den politischen Anliegen sind Erfolge zu verzeichnen: In der kommenden Wintersession legt der Bundesrat einen ersten Gesetzesentwurf für ein Verbot von Nazi-Symbolen vor, ein Verbot der Terrororganisation Hamas steht kurz vor der Umsetzung. Der Bundesrat ist des Weiteren aufgefordert, eine Strategie und einen Massnahmenplan gegen Rassismus und Antisemitismus zu erarbeiten. Zudem hat das Parlament sich einstimmig für ein Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus und für die Gründung einer Kommission für NS-bedingt entzogene Kulturgüter ausgesprochen.
Antisemitismusstrategie und Likrat sind Schwerpunkte für das nächste Jahr
In einem zweiten Teil sprach Ralph Lewin über die Massnamen, mit denen der SIG in den nächsten vier Jahren sein Defizit abbauen möchte. Dies geschieht mitunter durch Sparmassnahmen bei der Geschäftsstelle und durch die Erhöhung der Mitgliederbeiträge, aber auch durch ein professionelles Fundraising für die Bereiche Antisemitismusbericht und Prävention. Dabei gelang es auch, massgebliche Beiträge der öffentlichen Hand zu mobilisieren. Weiter skizzierte Ralph Lewin die Aufgaben, die den SIG auch nächstes Jahr weiter beschäftigen werden. Dazu gehört, dass sich der Dachverband bei der Entwicklung der Strategie gegen Antisemitismus einbringt. Auch ein weiterer Ausbau des Begegnungsprojekts Likrat in den Schulen ist vorgesehen. Zudem soll das Memorialprojekt vorangetrieben werden. Als interne Massnahme ist geplant, dass die Kommunikation mit den Mitgliedgemeinden verbessert wird.
Erhalt und Pflege des jüdischen Kulturerbes bleiben zentrale Aufgaben des SIG
Zum Abschluss sprach Iris Levy über das Likratprojekt und betonte dabei erneut die Wichtigkeit solcher Schulbegegnungen, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Ebenfalls erwähnte sie das Sommerprojekt von Likrat Public, mit dem seit sechs Jahren durch Begegnungen mit Einheimischen und jüdischen Feriengästen aus dem Ausland Missverständnisse und Stereotype abgebaut werden. Als GL-Verantwortliche für das Ressort Kultur unterstrich Iris Levy auch die Bedeutung des Erhalts des jüdischen Kulturerbes in der Schweiz, das die Vielfalt und Geschichte jüdischen Lebens widerspiegelt. Der Schutz dieses Erbes bleibt eine zentrale Aufgabe des SIG.
Besonders hob Iris Levy auch die wichtige Unterstützung hervor, welche die Gemeinden von der Geschäftsstelle erhalten. Dabei erwähnte sie als aktuelles Beispiel die Communauté Israélite de Fribourg CIF, die durch den SIG bei der Lösung der Friedhofsfrage unterstützt wird. Die CIF ist mit dem Problem konfrontiert, dass die ewige Grabesruhe wegen neuer Friedhofsbestimmungen der Stadt gefährdet ist. Finanzielle Hilfe können finanzschwache Gemeinden dank eines Kohäsionsfonds erhalten, der die Umsetzung von Projekten ermöglicht, die sonst nicht finanzierbar wären. Zudem bietet der SIG seit kurzem eine virtuelle Austauschplattform an, die den Gemeinden einen Erfahrungsaustausch ermöglicht. Bisherige Themen waren die Finanzen und die Strategien der Gemeinden für die Zukunft.
Direkter Austausch und Informationen aus erster Hand werden sehr geschätzt
Der Besuch der Geschäftsleitungsmitglieder und die Informationen über den SIG aus erster Hand wurden von den Teilnehmenden sehr geschätzt. In der anschliessenden Diskussion dominierten die Fragen zum Antisemitismus. Vor allem die Unterscheidung zwischen der legitimen Kritik an der Politik Israels und Antisemitismus gaben zu reden, aber auch die Anti-Israel-Proteste an den Universitäten und die sehr einseitige Haltung der Presse in der Romandie gegenüber Israel wurden kritisiert.
Die angeregten Gespräche gingen bei einem Falafelessen weiter, zu dem die Gemeinde ihre Mitglieder und die SIG-Delegation eingeladen hatte.