«Der Preis ist eine Bestätigung, dass kein Weg am Dialog vorbeiführt» Noam Hertig und Muris Begovic im Interview
Nach der Verleihung des Dialogpreises haben wir mit den beiden Preisträgern Muris Begovic und Noam Hertig über die Bedeutung des Preises gesprochen und wollten wissen, was sie sich für ihre Zusammenarbeit in Zukunft wünschen.
SIG: Was bedeutet der Preis für euch?
Noam Hertig: Der Dialogpreis bedeutet, dass der SIG und die PLJS die Wichtigkeit des Dialogs im Allgemeinen, und in unserem Fall besonders auch des muslimisch-jüdischen Dialogs, anerkannt haben. Der Preis ist eine Bestätigung, dass kein Weg am Dialog vorbeiführt und dass der Dialog unglaublich wertvoll ist.
Muris Begovic: Beat Walti hat in seiner Laudatio schön gesagt, es sei der Dialogpreis und so fühle ich es in diesem Moment auch. Wir haben eine grosse Arbeit geleistet, dessen wurde ich mir erst bewusst, als wir hier her gekommen sind. Während den Vorbereitungen habe ich gar nicht realisiert, was auf mich zukommen wird. Der Anlass hat gezeigt, was Dialog ist. Dialog heisst nämlich: Miteinander zusammenkommen, miteinander sprechen, miteinander essen und ohne Vorurteile aufeinander zugehen.
SIG: Warum glaubt ihr, ist gerade der interreligiöse Dialog so wichtig?
Noam Hertig: Grundsätzlich glauben wir, dass jeder Mensch im Ebenbild Gottes erschaffen wurde und jeder Mensch unheimlich wertvoll ist. Wir teilen als Menschen sehr viel miteinander. Doch durch die verschiedenen Religionen haben wir unterschiedliche Zugänge zu Gott. Auch innerhalb der Religionen gibt es verschiedene Ausrichtungen. Es ist wichtig, dass man trotz und durch die Unterschiede zueinander findet. Das Verbindende, nämlich unser Menschsein, möchten wir finden.
Muris Begovic: Religion ist ein Teil der Gesellschaft. Der Mensch hat viel Rollen. Ich bin Vater, Sohn und so weiter. Auch Religion ist Teil des Menschen. Der Dialog findet auf vielen Ebenen statt, aber oft wird der interreligiöse Dialog vernachlässigt. Doch er ist enorm wichtig!
Hertig: Ich kann ergänzen, dass die Religion ein Auslöser von Konflikten sein kann. Aber Religion hat auch das Potential, Konflikte zu lösen. Die religiösen Vertreter an der Basis können durch den Dialog zueinander finden. Sie haben die Möglichkeit Konflikte - auch Konflikte, die wegen Missbrauch der Religion entstehen - miteinander zu lösen.
SIG: Auf welches gemeinsame Projekt seid ihr besonders stolz?
Begovic: Es ist ein Projekt von Noam: Burger&Learn. Dass ich als Imam eingeladen wurde und wir Muslime Teil von Burger&Learn sein durften, freut mich sehr.
SIG: Nun noch der Blick in die Zukunft. Glaubt ihr, der Preis hatte einen Einfluss auf die muslimisch-jüdische Zusammenarbeit? Wisst ihr schon, wie eure Zusammenarbeit in Zukunft ausschauen soll?
Noam Hertig: In einem nächsten Schritt haben wir geplant, dass nicht nur die Muslime zu uns zu Burger&Learn kommen, sondern dass auch ich als Rabbiner und wir als Gruppe von jungen jüdischen Leuten in die Moschee gehen. Ich habe die Einladung bereits bekommen. Darüber bin ich sehr dankbar. Ich schätze es sehr, dass wir den interreligiösen Dialog in den Gotteshäusern führen, dort wo die Religion auch wirklich gelebt wird.
Muris Begovic: Wir haben uns bereits getroffen und uns ausgetauscht, wie wir unsere Zusammenarbeit weiterentwickeln könnten. Wir haben sehr viele Ideen. Was wir konkret als Projekt lancieren werden, ist noch nicht entschieden. Aber auf jeden Fall werden wir auch in Zukunft zusammenarbeiten.