NZZ-Interview mit SIG-Präsident Herbert Winter
In der NZZ kam SIG-Präsident Herbert Winter in einem ausführlichen Interview zu Wort. Im Fokus des themenreichen Gesprächs standen insbesondere die Sicherheitslage der Juden in Europa und der Schweiz sowie die Spielarten des Antisemitismus. Ausserdem äusserte sich Herbert Winter zu den Grenzen von Humor mit oder über Juden, zum Verhältnis zu den Muslimen oder auch zum Verhältnis zur Schweizer Politik.
Interview mit SIG-Präsident Herbert Winter | NZZ vom 4. Dezember 2018
«Die Situation der Juden in der Schweiz ist ernst»
Herr Winter, im Zusammenhang mit dem Schweizer Erfolgsfilm «Wolkenbruch» wird derzeit diskutiert, ob Nichtjuden über Juden lachen dürfen. Dürfen wir?
Natürlich darf man über und besonders mit Juden lachen, wenn es sich um eine lustige Situation handelt oder um den berühmten jüdischen Humor. Juden machen gerne und oft Witze über sich selber. Nicht okay ist es, wenn bösartige und diffamierende Stereotypen verwendet werden und man sich darüber lustig macht.
Laut «Wolkenbruch»-Autor Thomas Meyer klingt der typisch schweizerische Antisemitismus vermeintlich positiv: «Aha, du bist Jude, deshalb bist du so witzig.» Würden Sie dem zustimmen?
Es gibt sicher auch positiv besetzte Klischees, wie «Juden sind witzig» oder «Juden sind intelligent». Ich warne aber davor, Menschengruppen pauschal zu klassifizieren.
Gibt es denn eine schweizerische Spielart des Antisemitismus?
Die jüdischen Stereotype, die es in der Schweizer Mehrheitsgesellschaft gibt, existieren genauso im Ausland – etwa jenes des Geschäftemachers. Ich habe es im Berufsleben häufig erlebt, dass man hinter dem Rücken über jüdische Geschäftspartner hergezogen ist.
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