Likrat besucht die PH Bern – Gespräch mit Studierenden über koscheres Essen und Antisemitismus im Unterricht

Die Likratinos Ari und Samuel waren Mitte März zu Besuch an der PH Bern. Die angehenden Lehrpersonen interessierten sich nicht nur für das Judentum, sondern auch für den Umgang mit Antisemitismus.
Für eine Klasse angehender Lehrpersonen der Sekundarstufe I an der Pädagogischen Hochschule PH Bern stand an einem Dienstagmorgen im März ein ungewöhnlicher Themenblock auf dem Programm. Im Rahmen des Unterrichts in «Ethik, Religionen und Gemeinschaft» bekamen sie Besuch von Likrat, dem Dialog- und Aufklärungsprogramm des SIG. Die Begegnung wurde zudem von einem Journalisten des «Rendez-vous» auf Radio SRF begleitet.
Likratinos Ari und Samuel erzählen über ihr Judentum
Zu Beginn der Begegnung erzählen die Likratinos Ari und Samuel, was das Judentum für sie bedeutet und wie sie ihren Glauben leben. Bereits hier zeigt sich, wie unterschiedlich sich der Alltag gestalten kann. Samuel stammt aus einem liberalen Elternhaus in Biel, Ari ist traditionell jüdisch in Zürich aufgewachsen. Ari stellt verschiedene Gegenstände vor, die im Judentum eine wichtige Rolle spielen, und gibt diese in die Runde – darunter ein Gebetsbuch, den Siddur, sowie den Tallit, einen Gebetsschal.
Zur Veranschaulichung der jüdischen Essensregeln hat Ari zudem einen Sack mit Plastiktieren mitgebracht, die in der Klasse verteilt werden. Anhand der Tiere soll bestimmt werden, welche als koscher gelten und somit auf dem jüdischen Speiseplan stehen. Das erste Tier ist eine Kuh: «Rindfleisch ist koscher. Das Fleisch von Wiederkäuern und Paarhufern ist koscher, sofern es geschächtet wurde.» Ari ergänzt, dass koscheres Fleisch in die Schweiz importiert werden muss, da hierzulande seit 1893 ein Schächtverbot in der Bundesverfassung verankert ist. Weiter geht es mit einem Huhn, das ebenfalls erlaubt ist. Dinosaurier und Haifisch bestehen den Test jedoch nicht: «Fische müssen Schuppen und Flossen haben», so Ari.
«Gegen Antisemitismus mit dem Dialog-Projekt ‘Likrat’»
Beitrag von Matthias Baumer im «Rendez-vous» auf Radio SRF am 28. März 2025
Die Frage nach dem Umgang mit Antisemitismus im Unterricht
In der Fragerunde interessiert sich die Klasse nicht nur für jüdische Bräuche und die Lebenswelten der Likratinos, sondern auch für ihre Sicht auf den Antisemitismus in der Schweiz. Ari und Samuel berichten von antisemitischen Vorfällen, die sie selbst oder Personen in ihrem Umfeld erlebt haben. Beide betonen jedoch, dass sie bislang von schwerwiegenden Feindseligkeiten verschont geblieben sind, sich aber gut überlegen, wann und wie sie ihre Religion thematisieren – wenn überhaupt.
Diese Aussagen sind für die Klasse auch deshalb relevant, weil sie dieses Wissen als zukünftige Lehrpersonen in ihren Unterricht einfliessen lassen können – nicht nur thematisch, sondern auch im Umgang mit antisemitischen Kommentaren, Beleidigungen und Drohungen gegen jüdische Schülerinnen und Schüler.
Die PH vermittelt Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen
Der Ansatz von Likrat, durch den Dialog auf Augenhöhe Vorurteile und Stereotypen abzubauen, passt gut in den Lehrplan der PH Bern. Im Radiobeitrag kommt auch Prof. Dr. Nina Ehrlich, Leiterin des Instituts Sekundarstufe I an der Hochschule, zu Wort: «Es ist uns wichtig, den angehenden Lehrpersonen eine Sensibilisierung gegenüber jeder Form von Hassrede, Diskriminierung und Ausgrenzung mit auf den Weg zu geben. Und dass sie den Mut haben sollen, sich dagegenzustellen.»
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