Antisemitische Klischees und Stereotypen dürfen im Tages-Anzeiger keinen Platz haben
Am 24. Januar 2022 erschien im Tages-Anzeiger ein Porträt über die Zürcher Stadtratskandidaten Sonja Rueff-Frenkel. Der Text gibt zahlreiche antisemitische Klischees und Stereotypen wieder. Die Chefredaktion hat sich nun entschuldigt.
Am 24. Januar 2022 erschien im Tages-Anzeiger ein Porträt über die Zürcher Stadtratskandidatin Sonja Rueff-Frenkel. Der Text hat auch beim SIG sowie bei zahlreichen Leserinnen und Lesern der Zeitung, bei Politikerinnen und Politikern sowie bei Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft grosse Irritationen ausgelöst.
Klischees und Stereotypen
Der Text gibt mehrere typische antisemitische Klischees wieder. Angeschnitten werden jahrhundertealte Stereotypen Juden seien gute Geldverleiher oder seien reich. Diese werden unreflektiert und zusammenhangslos in einem Porträt über eine jüdische Kandidatin für ein politisches Amt verwendet. Zudem zeichnet der Artikel ein rückständiges Bild von Frauen im Allgemeinen und von jüdischen Frauen im Besonderen.
Entschuldigung und Stellungnahme des Tages-Anzeigers
Der Tages-Anzeiger hatte sich bereits am Tag der Publikation für eine einzelne Aussage im Text entschuldigt. Heute folgte eine klare Stellungnahme der Chefredaktion, die sich für den ganzen Text entschuldigt und sich davon distanziert. Die Chefredaktion anerkennt auch, dass der Text in der Form Vorurteile über Minderheiten verstärkt. Offenbar wurden gemäss Mitteilung des Tages-Anzeigers die eigenen Qualitätsstandards nicht eingehalten und interne Kontrollinstanzen hätten versagt.
Lehren für die Zukunft
Der SIG begrüsst die Entschuldigung des Tages-Anzeigers und auch das klare Votum, dass das Blatt aus dem Fall Lehren ziehen will. Nun gilt es auch durch geeignete Massnahmen sicherzustellen, dass solche Artikel, die jüdische Menschen diskriminieren und verletzen, nicht mehr publiziert werden können. Klischees, Stereotypen und antisemitische Motive dürfen weder im Tages-Anzeiger, noch in anderen Medien oder sonst wo Platz haben.