Die Wandmalereien an der Brunngasse 8 geben einen einzigartigen Einblick in die jüdische Geschichte Zürichs im Mittelalter. Ein Museum macht dieses bedeutsame jüdische Kulturerbe nun öffentlich zugänglich. Der SIG unterstützt das Projekt und ist Mitglied des Trägervereins.
Bei der Renovation des Hauses an der Brunngasse 8 in der Zürcher Altstadt wurden 1996 zufällig mittelalterliche Wandmalereien entdeckt. Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert und gehen auf eine bedeutende jüdische Familie zurück. Nach ihrer Entdeckung wurden die Malereifragmente restauriert und zum Teil sichtbar gemacht. Die Malerei hat international Aufsehen erregt und Eingang in Standardwerke zur Kulturgeschichte der Juden in Europa gefunden. Dieser einzigartige Einblick in das jüdische Leben aus längst vergangenen Zeiten ist ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte Zürichs und des jüdischen Kulturerbes in der Schweiz. Dessen Erhaltung und Bewahrung sind zentrale Anliegen des SIG, der das Projekt unterstützt und Mitglied des Trägervereins ist.
Jüdische Wandmalereien aus dem Mittelalter in Zürich
Die Wandmalereien der Brunngasse stehen im Zeichen des Minnesangs. Sie haben eine direkte Verbindung zur «Manessischen Liederhandschrift», der umfangreichsten und bekanntesten deutschen Liederhandschrift des Mittelalters. Dargestellt sind für die damalige Zeit typische Abbildungen einer Falkenjagd und höfischen Szenen. Ein Fries mit Wappen einiger bedeutender Adelsgeschlechter der Zeit macht die Malereien jedoch aussergewöhnlich: Die Wappen sind mit hebräischen Inschriften versehen. Erst diese Inschriften haben die jüdischen Bewohner des Hauses als Auftraggebende der Wandmalereien identifiziert. Zeitgenössische Urkunden geben Hinweise darauf, dass diese Familie in Zürich ein hohes Ansehen genoss. Damit zeigen sich ganz neue Aspekte des Judentums im Mittelalter.
«Schauplatz Brunngasse» macht jüdische Geschichte sichtbar
Der Wert der Wandmalereien für das jüdische Kulturerbe Zürichs und auch Europas ist gross. Nie zuvor hat man einen derart umfassenden Einblick in Wohnräume einer jüdischen Familie im Mittelalter erhalten können. Auf die gemeinsame Initiative des ehemaligen Stadtarchäologen Dölf Wild und des SIG hin wurde 2019 der Verein «Brunngasse 8» gegründet. Der Verein übernahm die zu einer städtischen Liegenschaft gehörende Wohnung als Mieter und betreibt nun das Kleinmuseum «Schauplatz Brunngasse». Neben den Wandmalereien als Hauptexponat plant das Kleinmuseum auch weitere Schwerpunkte in seiner Ausstellung. Diese werden sich den gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Hintergründen widmen. Die Geschichte an ihrem Originalschauplatz sichtbar und damit auch erlebbar zu machen, ist dabei eines der Hauptanliegen des Trägervereins. So kommen die Schnittstellen des jüdischen Lebens in Zürich und der allgemeinen Stadtgeschichte zum Vorschein. Es wird deutlich, dass es sich um eine gemeinsame Geschichte handelt.
Der SIG engagiert sich für das jüdische Kulturerbe
Das Projekt und die Entstehung des Kleinmuseums wurden vom SIG von Beginn an begleitet und unterstützt. Als besonders wertvoll erachtet der Verband die Möglichkeit, die feste Verbindung von jüdischem Kulturerbe und Schweizer Geschichte sichtbar zu machen. Daher ist es eine wichtige Aufgabe, dieses aussergewöhnliche Zeitzeugnis zu erhalten. Das Kleinmuseum kann auch auf städtische und kantonale Unterstützung zählen. Der SIG freut sich über die grosse Resonanz und hofft, dass durch den «Schauplatz Brunngasse» die jüdische Geschichte Zürichs einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird.
Bilder: Amt für Städtebau, Juliet Haller
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