Das Jüdische Museum der Schweiz startet in eine neue Ära. Das neue Haus eröffnet mehr Möglichkeiten für Vermittlung, Begegnung und Bildung

Am Sonntag hat das Jüdische Museum der Schweiz in Basel sein neues Haus eröffnet – der Höhepunkt einer Festwoche mit Gemeinde-Preview, Galafeier und prominenten Gästen. Für den SIG ist das Jüdische Museum ein wichtiger Partner, um jüdisches Kulturerbe sichtbar zu machen und die Vermittlung in der Gesellschaft zu stärken.
In Basel feierte am 30. November das Jüdische Museum der Schweiz seine Wiedereröffnung in seinem neuen Sitz an der Vesalgasse. Bereits in den Tagen zuvor war das Haus Schauplatz verschiedener Anlässe: einer exklusiven Preview für Mitglieder jüdischer Gemeinden sowie einer Galafeier am Donnerstag mit Bundesrat Beat Jans. Die grosse Beteiligung und das breite Interesse machten deutlich, welche Bedeutung das neue Museum für die jüdische Gemeinschaft, die Stadt Basel und schweizweit hat.

Vom historischen Tabaklager zum Museum: Ein neues Zuhause
Das Jüdische Museum der Schweiz wurde 1966 gegründet – als erstes Museum seiner Art im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sammlungen wuchsen kontinuierlich, doch die räumlichen Bedingungen am bisherigen Standort an der Kornhausgasse stiessen zunehmend an Grenzen. Mit dem Entscheid für den Umzug begann ein mehrjähriger baulicher, konzeptueller und inhaltlicher Prozess, der den umfassenden Umbau des neuen Hauses sowie die Entwicklung der neuen Dauerausstellung und der ersten Sonderausstellung vorbereitete.
Das neue Haus – ein ehemaliges Tabaklager in der Vesalgasse – grenzt direkt an das mittelalterliche jüdische Friedhofsareal und verbindet jüdische Geschichte mit zeitgenössischer Architektur. Das Architekturbüro Diener + Diener verwandelte das denkmalgeschützte Holzgebäude in ein modernes Museum mit grosszügigen Ausstellungsflächen Mit rund 550 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 500 präsentierten Objekten ermöglicht das neue Museum erstmals eine umfassende Darstellung jüdischen Lebens und historischer Zeugnisse in dieser Breite. Die Umsetzung wurde durch Beiträge des Kantons Basel-Stadt, der Christoph Merian Stiftung und zahlreichen privaten Unterstützerinnen und Unterstützern ermöglicht.

Ausstellungen, Perspektiven und ein Kunstwerk von Frank Stella
Die neue Dauerausstellung führt über zwei Etagen durch die Geschichte und Gegenwart des Judentums in der Schweiz – von der römischen Antike bis in die Gegenwart. Das Kapitel «Kult» beleuchtet den Zusammenhalt der Jüdischen Gemeinden. Im Kapitel «Kultur» erzählen Themen wie Herkunft, Selbstbestimmung und Überleben eine ebenso einzigartige wie wechselhafte Geschichte. Das Verhältnis zur nichtjüdischen Umgebung wurde bestimmt vom Streben um Gleichberechtigung, von der Entwicklung städtischer Gemeinden, von Antisemitismus und Selbstbehauptung. Die Ausstellung bietet Einblicke ins Gemeindeleben und lädt zum Mitmachen ein, lässt zeitgenössische Kunst historische Traditionen kommentieren und zeigt das Leben und Wirken von Jüdinnen und Juden in guten und schlechten Zeiten.
Ein besonderer Akzent liegt auf dem Stella-Frontispiz, eine architektonische Umsetzung des Frank-Stella-Reliefs Jeziory von 1973, sowie auf der Sonderausstellung «Polish Village», die Originale aus Stellas Werkserie und Modelle zerstörter Holzsynagogen zeigt. Die Serie bezieht sich auf rund 70 eindrückliche Holzsynagogen in Mittelosteuropa, die in Pogromen, im Ersten Weltkrieg und endgültig durch die Nationalsozialisten zerstört wurden.
Nadia Guth Biasini, Präsidentin des Vereins für das Jüdische Museum der Schweiz, unterstreicht die Bedeutung des neuen Hauses:
«Jüdisches Leben ist ein prägender Teil der Schweizer Identität und zugleich eine wichtige Konstante unserer Geschichte. Das neue Jüdische Museum bietet endlich den Raum, die Einzigartigkeit und Vielfalt sichtbar zu machen. Das älteste Exponat, ein Menora-Ring aus dem 4. Jahrhundert, zeigt die historische Verwurzelung des Judentums in unserem Land. Mit unserem neuen Domizil an der Vesalgasse möchten wir gleichermassen ein kultureller Anziehungspunkt wie auch ein lebendiger Lernort sein.»

Der SIG unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung des neuen Hauses
Für den SIG ist das neue Haus des Jüdischen Museums der Schweiz ein zentraler Partner in der Vermittlung jüdischer Geschichte, Kultur und Religion. Die Bewahrung und die Sichtbarmachung dieses Kulturerbes gehören zum Kernauftrag des Verbands. Für den SIG ist das neue Museum ein sichtbarer Beitrag zur Vielfalt jüdischen Lebens in der Schweiz – und ein Ort, der Erinnerung, Gegenwart und Vermittlung verbindet. Das Haus erzählt nicht nur Geschichte, sondern schafft Räume für Begegnung, Austausch und Verständigung.
SIG-Präsident Ralph Friedländer betont diese Rolle:
«In einer Zeit, in der unser Zusammenleben vor grosse Herausforderungen gestellt ist, setzt das Jüdische Museum der Schweiz in Basel ein starkes Zeichen: für Dialog, für Respekt und für ein gemeinsames Erinnern. Es macht deutlich: jüdisches Leben ist ein selbstverständlicher Teil der Schweiz – und unserer gemeinsamen Zukunft.»
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