Die Delegiertenversammlung des SIG 2012 fand am 16. Mai 2012 in Zürich statt. Gastgeber war die Israelitische Cultusgemeinde Zürich ICZ, die 2012 ihr 150. Jubiläum feiert. Im Fokus standen zukunftsorientierte Massnahmen innerhalb des Verbands und interne Wahlen.
Am traditionellen Vorabendprogramm der 107. Delegiertenversammlung betonte Herbert Winter, Präsident des SIG: «Uns Menschen wurde aber die Fähigkeit nicht nur zur Mobilität, sondern auch zur geistigen Flexibilität mitgegeben. Davon sollten wir immer wieder aktiv Gebrauch machen.» «Seien wir keine Berge, die sich nicht aufeinander zu bewegen können, sondern bekennen wir uns immer wieder dazu, Menschen zu sein, und offen für Begegnungen auf Augenhöhe.»
Religionsfreiheit
Nach wie vor müsse der SIG sensibilisieren und argumentieren, insbesondere wenn es darum gehe, dass die freie Religionsausübung unangetastet bleibt, so Winter. Geforderte Einschränkungen würden damit begründet, dass immer mehr Menschen aus fremden Kulturkreisen in die Schweiz kämen, die nicht integrationswillig seien. Dies aber sei vor noch nicht allzu langer Zeit auch den Juden vorgehalten worden. Integration sei jedoch nicht dasselbe wie Assimilation, welche in einer pluralistischen Gesellschaft nicht das Ziel sein könne. «Die Freiheit, seine Religion ungehindert leben zu dürfen, ist ein wichtiges Element unseres liberalen Gedankenguts. Nicht nur als Jude und SIG-Präsident oder als Vorsitzender des Schweizerischen Rates der Religionen, sondern überhaupt als Schweizer Bürger setze ich mich vehement dafür ein, dass dies auch in Zukunft so bleibt», so Winter.
Gastredner alt Bundesrat Moritz Leuenberger
Gastredner alt Bundesrat Moritz Leuenberger betonte in seiner Ansprache, es brauche Gesetze gegen Rassismus und gegen die Leugnung von Völkermorden. Auch müsste die Verletzung dieser Gesetze strafrechtlich durchgesetzt werden. Doch einzig mit staatlichen Vorschriften könnten Werte wie Vertrauen oder Toleranz nicht erzwungen werden, so Leuenberger weiter. Der Staat müsse daher Religionen und Kulturen die notwendigen Freiräume gewähren und sie auch unterstützen, damit diese die Grundwerte einer humanen und aufgeklärten Gesellschaft pflegen und verbreiten könnten.
Massnahmen der Arbeitsgruppe Zukunft SIG
Die Anträge, die von der vor einem Jahr ins Leben gerufenen «Arbeitsgruppe Zukunft SIG» gestellt wurden, erhielten von den Delegierten allesamt grünes Licht. Sie sollen dazu beitragen, die Attraktivität des SIG auch für die jüngere Generation zu steigern. Nebst der Initiierung eines Projekts zur Förderung jüngerer Führungspersönlichkeiten und der Bildung themen- und zukunftsbezogener Arbeitsgruppen werden neu die Beziehungen zu den Mitgliedergemeinden intensiviert. Das aus Delegierten der Mitgliedgemeinden zusammengesetzte Centralcomité soll künftig vermehrt zur Plattform für die Meinungsbildung weiterentwickelt werden. Zudem soll die derzeitige Form der Zusammenarbeit zwischen dem SIG und der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS formell festgehalten werden.
Wahlen
Nach Ablauf von drei aufeinander folgenden Amtsperioden trat Rolf Halonbrenner, Ressortleiter Religiöse Angelegenheiten, nach 12 Jahren statutengemäss aus der Geschäftsleitung zurück. Aus demselben Grund erfolgte der Rücktritt von Gabrielle Rosenstein, Ressortleiterin Soziales, die jedoch weiterhin Präsidentin des Verbandes Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen VSJF bleibt. Die Leistungen und das Engagement der beiden langjährigen Geschäftsleitungsmitglieder wurden unter grossem Applaus verdankt. Die neuen und die zur Wiederwahl stehenden Mitglieder wurden einstimmig bestätigt.
Die Geschäftsleitung des SIG setzt sich künftig wie folgt zusammen:
- Winter, Herbert (bisher), Präsident, Präsidialressort und Kommunikation, Beziehung zu den Gemeinden Deutschschweiz
- Simkhovitch-Dreyfus, Sabine (bisher), Vizepräsidentin, Prävention und Information, Beziehung zu den Gemeinden Westschweiz
- Brunschwig, Francine (bisher), Kultur
- Lande, Jacques (neu), Finanzen
- Morali, Evelyne (bisher), Jugend
- Selig, Edouard (neu), Soziales
- Wyler, Ariel (neu), Religiöse Angelegenheiten
Ebenfalls trat David Jeselsohn, Präsident des Centralcomités, zurück. Auch ihm zollten die Anwesenden Dank für seinen engagierten Einsatz. Jeselsohns Nachfolger wird durch das Centralcomité an seiner nächsten Sitzung im kommenden Herbst bestimmt.
Videos
Begrüssung Jonathan Kreutner
Generalsekretär des SIG
Begrüssung Shella Kertész
Co-Präsidentin der ICZ
Begrüssung André Bollag
Co-Präsident der ICZ
Eingangsworte Rabbiner Marcel Yaïr Ebel
Rabbiner der ICZ
Grussbotschaft Bernhard Egg
Designierter Präsident des Kantonsrates Zürich
Grussbotschaft André Odermatt
Stadtrat von Zürich
Ansprache Moritz Leuenberger
alt Bundesrat