Prävention

Begegnung mit jüdischen Gästen – Kick-off in Davos

Likrat Public, ein Dialog- und Aufklärungsprojekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG, will diesen Sommer mit unterschiedlichen Mitteln mehr gegenseitiges Verständnis zwischen Gastgebern und jüdischen Gästen vermitteln. Dazu gehören zwei Informationsbroschüren, eine für die Tourismusbranche und eine für jüdische Gäste, Likrat-Public-Begegnungen und speziell ein neuartiges Vermittlungsprojekt mit jüdischen Vermittlerinnen und Vermittlern direkt vor Ort. Am 6. Juni 2019 fand in Davos eine erste Informationsveranstaltung für Interessierte aus der Gemeinde und der Tourismusbranche statt.

Jüdische Menschen und jüdische Kultur gibt es in der Schweiz schon lange. Trotzdem ist das Wissen darum, was diese Kultur ausmacht, vielfach gering. Dazu kommt, dass die jüdischen Gäste in der Schweiz aus den unterschiedlichsten Ländern mit je eigenen kulturellen Hintergründen hierherkommen. Darum stellen sich bei Einheimischen immer wieder Fragen um einen richtigen oder angemessenen Umgang mit jüdischen Gästen – und auch umgekehrt. Das Interesse an der ersten Informationsveranstaltung zum Likrat Public-Projekt im Sommer 2019 war enorm. Über 80 Menschen fanden sich an einem Donnerstagabend im Hotel Sunstar in Davos ein, um mehr zu erfahren und vor allem um Fragen zu stellen und Tipps zu bekommen.

Likrat Public vermittelt gegenseitiges Verständnis

Speziell in der Tourismusbranche können kulturelle Unterschiede zu Missverständnissen führen. Der SIG hat sich vor vier Jahren vorgenommen, diese Probleme mit einem nachhaltigeren Ansatz anzugehen. Seither baut er Schritt für Schritt das Projekt Likrat Public aus. Likrat Public ist ein Spin-off des erfolgreichen Likrat-Dialogprojekts für Schulklassen. Es kümmert sich aber um Erwachsene und um Unternehmen mit jüdischer Kundschaft. Im Rahmen von Likrat-Begegnungen erhalten deren Mitarbeitende die Chance, Unklarheiten im Verhalten, in der Kommunikation, bei Wünschen und Fragen im Umgang mit jüdischen Gästen zu klären. Auf die Sommersaison 2019 hin will Likrat Public noch intensiver Wirkung erzielen.

Dialog und Aufklärung mit Vermittlern und Informationsbroschüren

Die anwesenden Davoserinnen und Davoser wurden detailliert über die verschiedenen Massnahmen und Hilfsmittel informiert, die vor allem im August zum Einsatz kommen werden. Ein Novum werden vor allem jüdische Vermittlerinnen und Vermittler von Likrat Public sein. Diese werden während der Hochsaison in Arosa, Davos und im Saas-Tal auf die Menschen zugehen, aufklären und als Ansprechpersonen fungieren. Damit bietet sich für Einheimische die Möglichkeit, niederschwellig und ohne Scheu, Fragen zu stellen und neues Wissen anzueignen. Für die Gäste wiederum kann es bei Schwierigkeiten einfacher sein, mit Hilfe der Vermittler die richtigen Ansprechpersonen oder Informationen zu erhalten. Zusätzlich werden zwei Informationsbroschüren zum Einsatz kommen: eine Broschüre für die jüdischen Gäste und eine für die Tourismusbranche. Die Tourismusbroschüre wird von den beiden Verbänden Schweiz Tourismus und hotelleriesuisse in Zusammenarbeit mit dem SIG herausgegeben. Die Broschüre für die jüdischen Gäste wurde vom SIG mit Unterstützung der jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft in der Schweiz erarbeitet.

Das Angebot trifft auf grosse Nachfrage

Die Reaktionen der Anwesenden waren unschwer zu deuten. Es besteht ein grosses Bedürfnis nach Informationsmaterialien und insbesondere nach Ansprechpersonen und Antworten auf unterschiedlichste Fragen zum Umgang mit jüdischen Gästen und zur jüdischen Kultur. Die Vertreterinnen und Vertreter von Likrat Public und von Destination Davos Klosters zeigten sich sehr zufrieden mit dem Auftakt.


Die Vermittler können Antworten liefern

Interview mit Jean-Pierre Galey, Leiter Gästeinformation von Destination Davos Klosters

Über 80 Interessierte haben sich heute Abend zur ersten Informationsveranstaltung zum Likrat Public-Projekt eingefunden. Ein erster Erfolg?

Ich werte das absolut als einen ersten Erfolg. Es ist wie eine Geschichte, die jetzt in ihren Anfang nimmt. Jetzt geht es an die Umsetzung des Pilotprojekts, vor allem in den drei Wochen im August mit den Vermittlern vor Ort, die eins zu eins Bedürfnisse der jüdischen Gäste und der Einheimischen abholen und Fragen beantworten werden können.

Was erhofft Sie sich von diesem Sommerprojekt?

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass hier verschiedene Kulturen aufeinander zukommen. Wir sind eine Feriendestination und sind da für das Wohl des Gastes. Wir erhoffen uns damit, dass die Kommunikation untereinander gut bleibt, besser wird und dass die einen die anderen schliesslich besser verstehen werden.

Was könnten die grössten Herausforderungen für die Vermittler sein, die nach Davos kommen werden?

Ich denke, sie werden mit doch grossen Herausforderungen konfrontiert werden. Wie wir auch heute Abend gesehen haben, bestehen noch sehr, sehr viele Fragezeichen auf Seiten der Menschen, die hier im Tourismus arbeiten. Ich persönlich erhoffe mir, dass, weil die Vermittler hier vor Ort sind, die Menschen von heute Abend, und auch weitere, Antworten und schlicht neues Wissen vermittelt bekommen.

Und was dürfen die Gäste vom Sommer in Davos erwarten?

Davos ist ein Global Village, es ist ein internationaler Ort. Im Winter ist ja beispielsweise das World Economic Forum hier. Wir sind kein verschlossener Ort, wir sind offen für alle. Ich denke, dass die Gäste erwarten dürfen, dass die Kommunikation offen stattfindet und im Interesse von allen Beteiligten.

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