120. Delegiertenversammlung des SIG: Zeichen der Geschlossenheit in herausfordernder Zeit

Am 18. Mai 2025 fand in Zürich die 120. Delegiertenversammlung des SIG statt – gefolgt von einem prominent besetzten Abendprogramm mit Bundesrat Beat Jans. Im Zentrum standen die gestiegene Sicherheitsbedrohung, die politische Verantwortung im Kampf gegen Hass und Antisemitismus sowie die Zukunft jüdischen Lebens in der Schweiz.
Am 18. Mai 2025 fand in Zürich die 120. Delegiertenversammlung des SIG statt. 92 stimmberechtigte Delegierte von 18 Mitgliedgemeinden folgten der Einladung der drei Zürcher Mitgliedgemeinden Israelitische Cultusgemeinde Zürich ICZ, Israelitische Religionsgesellschaft Zürich IRG und Agudas Achim. Der Delegiertentag in den Räumlichkeiten des ICZ-Gemeindezentrums setzte sich aus Teilen zusammen: Zuerst wurden die Delegiertenversammlungen des Verbands Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen VSJF und des SIG durchgeführt. Darauf folgten Workshops und ein öffentliches Abendprogramm mit prominent besetzter Redner- und Rednerinnenliste sowie dem Ehrengast Bundesrat Beat Jans.

Starker Zusammenhalt in herausfordernden Zeiten
SIG-Präsident Ralph Friedländer eröffnete die DV mit einem Rückblick auf sein erstes Amtsjahr.
«Wir haben es geschafft, zusammen zu stehen und sind respektvoll mit unseren allfälligen Differenzen umgegangen», sagte Friedländer.

Der Rückhalt aus den Gemeinden sei spürbar gewesen, gerade in einem Jahr grosser Herausforderungen. Im Zentrum seiner Rede stand der 7. Oktober 2023 als historische Zäsur. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel habe die jüdische Welt erschüttert – auch in der Schweiz. Friedländer sprach vom massiv gestiegenen Antisemitismus, von Angriffen auf jüdische Menschen und Institutionen und von der Sorge um die Sicherheit jüdischen Lebens. Zugleich unterstrich er, dass der SIG nicht in Schockstarre verfallen sei, vielmehr habe er verantwortlich und entschlossen gehandelt – in Zusammenarbeit mit der Politik und den Behörden sowie im Dialog mit Kirchen, muslimischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

SIG-Vizepräsident Ralph Lewin präsentierte einen deutlich verbesserten Jahresabschluss– trotz der Mehrbelastung nach dem 7. Oktober 2023. Das Budget 2025 zeigt, dass das strukturelle Defizit weiter abgebaut werden soll. Im weiteren Verlauf der DV wurde eine Statutenrevision durchgeführt, die Geschäftsleitung des SIG heisst neu Vorstand, und Olaf Ossmann von der Israelitischen Gemeinde Winterthur wurde in das Centralcomité gewählt. Im Anschluss an die traktandierten Geschäfte fanden Workshops für die Delegierten zu aktuellen Herausforderungen der Gemeinden statt.

Abendprogramm mit klaren Worten und politischen Signalen des Bundesrats
Im Zentrum des Abendprogramms stand der Besuch von Bundesrat Beat Jans, Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. SIG-Präsident Ralph Friedländer würdigte in seiner Rede das Engagement von Jans für die jüdische Gemeinschaft – namentlich bei der Verstärkung der Sicherheitsunterstützung und dem Verbot der Hamas, das in der Woche zuvor in Kraft getreten ist.
«Bei der Sicherheit und den enormen Kosten, die diese für unsere Gemeinschaft zur Folge haben, sind wir viele Schritte weiter. Jahrelang haben wir uns um mehr staatliche Unterstützung bemüht. Wir sind endlich erhört worden und die Entlastungen für jüdische Institutionen sind spürbar.», so Friedländer.

Bundesrat Jans betonte in seiner Rede, dass der Schutz jüdischer Menschen in der Schweiz eine staatliche Kernaufgabe sei. Eine freie Gesellschaft müsse ihre Minderheiten sichtbar schützen – mit konkreten Massnahmen.
«Der Bundesrat nimmt die Bedrohung der jüdischen Menschen sehr ernst, und ich kann Ihnen versichern: Für die involvierten Behörden hat die Gewährleistung der Sicherheit oberste Priorität», sagte Jans.
Mit Blick auf die angespannte Sicherheitslage unterstrich er die Bedeutung staatlicher Unterstützung für Schutzmassnahmen gefährdeter Minderheiten, der Terrorismusbekämpfung und der Präventionsarbeit – insbesondere gegenüber Jugendlichen. Jans erinnerte auch an den antisemitischen Angriff in Zürich Selnau und seine persönliche Begegnung mit dem betroffenen Opfer – ein Moment der Anteilnahme, der ihn tief berührt habe. Jans erläuterte weiter, dass der Bundesrat derzeit an einer nationalen Strategie und einen Aktionsplan gegen Antisemitismus und Rassismus arbeite. Auch das vom Parlament bereits verabschiedete Verbot von Nazi-Symbolen sei ein wichtiger Schritt. Das bereits in Kraft getretene Verbot der Hamas sei ebenfalls ein klares Signal gegen jede Form extremistischer Ideologie.

Bewährte Partnerschaften in Stadt und Kanton Zürich
Stadtpräsidentin Corine Mauch betonte in ihrer Rede die zentrale Rolle jüdischen Lebens für Zürich – und zeigte sich betroffen über die zunehmende Verunsicherung.
«Es erschüttert mich zutiefst, wenn ich höre, dass sich Jüdinnen und Juden nicht mehr sicher fühlen in Zürich», sagte Mauch.
Die Stadt verstärke deshalb ihr Engagement – mit gezielter Bildungsarbeit, zusätzlicher Sicherheitsunterstützung und der Schaffung einer neuen Projektstelle gegen Antisemitismus.

Regierungsrat Mario Fehr unterstrich die besondere Verantwortung des Kantons Zürich. Er verwies auf die langfristige Unterstützung jüdischer Institutionen im Sicherheitsbereich und rief zu entschlossenem Handeln gegen Antisemitismus auf:
«Wenn sich das Judentum in allen seinen Facetten nicht frei entfalten kann, verschwindet etwas, das uns allen fehlen wird», so Fehr.
-
Weitere Informationen
Verwandte News

Der SIG tauschte sich Mitte Januar virtuell mit seinen Mitgliedgemeinden über die Koscherversorgung in der Schweiz aus

Die IGfKL hat eine Nachfolgeregelung für Rabbiner Wieder gefunden. Neu decken drei Kaschrutbeauftragte die Interessen der Gemeinden noch besser ab
