Prävention

Ein Missverständnis kommt selten allein

Letzte Woche hat ein Brief des Direktors von Davos Tourismus für Aufregung gesorgt. Darin beschrieb er Vorfälle, an denen jüdisch-orthodoxe Gäste beteiligt waren. Im Wesentlichen geht es darum, dass Einzelne mit ihrem Verhalten Irritationen und Beschwerden ausgelöst hatten. So wurde davon berichtet, dass Abfall achtlos liegen gelassen oder Gratisangebote an Touristen zweckentfremdet würden. Der Brief ging an einen in Davos wohnhaften Juden, der immer wieder Ansprechpartner für Fragen rund um jüdische Gäste fungiert. Der SIG hat vom Brief ebenfalls Kenntnis erlangt und sich mit den Beteiligten in Verbindung gesetzt.

Auch aus Sicht des SIG geht es bei diesen Vorfällen um Einzelpersonen, die sich offenbar tatsächlich nicht an die hiesigen Gepflogenheiten halten. Das ist sehr bedauerlich und lässt viele sich korrekt und anständig verhaltende jüdische Gäste in einem schlechten Licht dastehen. Auslöser solcher Vorfälle und den darauffolgenden Reaktionen liegen meist schlicht gegenseitige Missverständnisse zu Grunde. Darum hat sich der SIG auch in diesem Fall als Vermittler angeboten und prüft nun mit den Verantwortlichen Lösungen, um mehr Verständnis und Rücksicht auf beiden Seiten zu fördern.

Solche Probleme sind also nicht neu und der SIG ist auch bereits in diesem Bereich seit langem aktiv. Einerseits gibt es mit Likrat Public ein Projekt, unter dessen Schirm SIG-Vertreter Hotels und andere Ferienunternehmen besuchen. In einem offenen, ehrlichen und direkten Austausch sollen Fragen der Tourismusmitarbeitenden beantwortet werden und auch Verständnis und Wissen über das Judentum und in diesem Fall spezifisch über jüdische Gäste gestärkt werden. Zusätzlich ist der SIG im Moment in der Erarbeitungsphase einer Broschüre, einerseits für die jüdischen Gäste und andererseits für die Tourismusbranche, bei der genau solche Fragen und Schwierigkeiten angesprochen werden sollen. Darüber hinaus wird geprüft, ob jüdische Auskunftspersonen ihre Beratungs- und Aufklärungsangebote auch auf jüdische Gäste in den Ferienorten ausdehnen könnten. Beide Ansätze zielen darauf ab, dass auf pragmatische Art und Weise Probleme angegangen werden und der Dialog als Leitlinie das Handeln der Akteure bestimmt.

Hier der Artikel aus der Südostschweiz vom 4.8.2018

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