Ruth Roduner, Tochter von Paul Grüninger, ist 100jährig verstorben. Der SIG trauert
Ruth Roduner, die Tochter des ehemaligen St. Galler Polizeihauptmanns Paul Grüninger, ist 100jährig verstorben. Der SIG trauert um eine beeindruckende Persönlichkeit und entrichtet der Familie sein Beileid.
Ruth Roduner ist am 29. Dezember 2021 verstorben. Noch im Oktober durfte sie ihren 100. Geburtstag feiern. Roduner war Tochter des ehemaligen St. Galler Polizeihauptmanns Paul Grüninger und hat dessen Heldentaten als eine der letzten Zeitzeuginnen noch miterlebt. Lange Jahre hatte sie sich unentwegt für die Rehabilitierung ihres Vaters eingesetzt.
Familiäres Leid und späte Anerkennung
Paul Grüninger rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere hundert jüdische Flüchtlinge vor dem sicheren Tod. Dafür musste er Dokumente fälschen. 1939 wurde er deswegen vom Dienst suspendiert, sein Pensionsanspruch aberkannt. Ein Jahr später 1940 wurde er zusätzlich wegen Amtspflichtwidersetzung zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt. Seine Tochter Ruth Grüninger Roduner musste daraufhin die Schule abbrechen. Die Taten ihres Vaters legten sich wie ein Schatten über ihr junges Leben. Eine Anstellung zu finden, fiel ihr schwer. Erst eine jüdische Textilfirma bot ihr eine Chance, die sie wahrnehmen konnte. Ihr Vater lebte bis zu seinem Lebensende von Gelegenheitsarbeiten und als Aushilfslehrer.
Anerkennung für seine Heldentaten erhielt Paul Grüninger bis zu seinem Tod keine, auch nicht von jüdischer Seite oder dem SIG. Ein Jahr vor seinem Tod nahm ihn die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem 1971 als Gerechten unter den Völkern auf. Erst im Jahr 1993 wurde Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert. Die juristische Rehabilitation folgte erst 1995, als das Bezirksgericht St. Gallen das Urteil gegen Grüninger aufhob und ihn posthum freisprach.
Der SIG trauert
Der SIG arbeitete erst spät 2014 seine Beziehung zu Paul Grüninger auf. Der Verband entschuldigte sich daraufhin bei Ruth Roduner und sprach ihr schliesslich eine lebenslange monatliche Zuwendung aus dem Memorialfonds als Zeichen der Wertschätzung zu. Der SIG trauert um eine beeindruckende und engagierte Persönlichkeit. Sie hat die Geschichte ihres Vaters weitergetragen und sich um die Erinnerung an sein menschliches und vorbildhaftes Handeln verdient gemacht, so dass auch spätere Generationen von diesen Ereignissen lernen können. Ihrer Familie, Kinder, Gross- und Urgrosskindern, drückt der SIG sein tief empfundenes Beileid aus.