Erinnerung

An der Zeremonie in Bern zum Gedenken an die Opfer des Holocaust wurde die Wichtigkeit der Vermittlung an die junge Generation betont. Hier die Rede von Ralph Lewin

Das Thema der Gedenkveranstaltung in Bern war «Engaging Youth in Holocaust Remembrance». Zu den Rednerinnen und Rednern des Abends gehörten auch Nationalpräsidentin Maja Riniker und SIG-Vizepräsident Ralph Lewin.

Gestern Abend fand im Berner Rathaus die offizielle Zeremonie zum Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust in der Schweiz statt, organisiert von der israelischen Botschaft Sie stand unter dem Thema «Engaging Youth in Holocaust Remembrance» und fokussierte damit auf die Vermittlung der Geschichte und Folgen des Holocaust an junge Menschen in der heutigen Zeit. Die offizielle Schweiz wurde durch Nationalratspräsidentin Maja Riniker vertreten. Unter den Rednerinnen und Rednern waren zudem Persönlichkeiten, wie die israelische Botschafterin Ifat Reshef, Dr. Peter Gautschi, Leiter des Instituts für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen an der PH Luzern, Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Kirchenfeld und auch Joop Caneel, einer der letzten Holocaust-Überlebenden, der seine Heimat in der Schweiz gefunden hat.

Grussbotschaft von Ralph Lewin

Der SIG wurde durch seinen Vizepräsidenten Ralph Lewin vertreten. In seiner Rede verwies er ebenfalls auf die Notwendigkeit, die Erinnerung wachzuhalten, und die Bedeutung der Weitergabe an die junge Generation. Seine gesamte Rede wird hier wiedergegeben.

Es gilt das gesprochene Wort.

Berner Rathaus, 27. Januar 2025

Frau Nationalratspräsidentin

Exzellenzen

Sehr geehrte Überlebende und ihre Nachkommen

Kwod harabbanim

Sehr geehrte Damen und Herren

Es ist mir eine Ehre, im Namen des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) zu Ihnen zu sprechen. Ich tue dies in Vertretung unseres Präsidenten Ralph Friedländer, der heute den Feierlichkeiten in Auschwitz beiwohnt.

Wir alle, die wir heute an dieser Gedenkfeier zusammengekommen sind, sind miteinander verbunden; verbunden durch das Wissen um den Schmerz und das unvorstellbare Leid, das die Schoah bei Millionen von Menschen, vor allem bei Jüdinnen und Juden, aber auch vielen anderen verursacht hat. Auschwitz ist Synonym für den Verlust von Familie, Heimat und Identität, für die gezielte Zerstörung von Leben und von Menschlichkeit.

Wir alle wissen um die Bedeutung der Erinnerung und die Notwendigkeit, sie wachzuhalten. Und wir alle setzen uns, in unseren Ämtern und Funktionen und vor allem als Menschen dafür ein, dass die Geschichte der Schoah nicht nur in Zeitzeugenberichten, in Erzählungen und Büchern, sondern vor allem in den Herzen und Köpfen der heutigen und kommenden Generationen lebendig bleibt. Mit dem Wissen geht eine grosse Verantwortung einher, gerade angesichts von politisch und gesellschaftlich extrem herausfordernden Zeiten, in denen Antisemitismus, Rassismus und Nationalismus wieder bedrohlich und weltweit erstarken.

Das Motto, unter dem der Erinnerungstag steht, «Enganging Youth in Holocaust Remembrance», hat auch für den SIG eine besondere Bedeutung. Gerade junge Menschen müssen heute und in Zukunft in der Lage sein, die Erinnerung an die Schoah mit Wissen, Empathie und Verantwortung zu verbinden. Bereits vor einem Jahr, als die Gedenkfeier im Campus Muristalden stattfand, wie auch heute, wo wir gerade eben den Beitrag von Berner Gymnasiastinnen und Gymnasiasten gehört haben, haben mich die Anwesenheit und die Stimmen der jungen Menschen sehr berührt. Es gibt mir Hoffnung zu sehen, wie sie sich mit der Thematik auseinandersetzen und mit der Geschichte in Verbindung treten.

Dies ist auch einer der Gründe, weshalb sich der SIG aktiv für die Umsetzung eines «Schweizer Memorials für die Opfer des Nationalsozialismus» engagiert. Das Projekt wird im Verlauf dieses Jahres entscheidende Hürden nehmen und sich weiter konkretisieren. In Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Aussenministerium EDA, bei dem die Federführung liegt, mit der Stadt Bern und mit weiteren Akteuren engagiert sich der SIG intensiv bei der Konzeption und Verwirklichung des Erinnerungsortes in der Bundesstadt.

Ein weiteres Zeichen des Gedenkens und für Menschlichkeit setzt der Bund heute Abend mit der Beleuchtung des Bundeshauses in verschiedenen Farben und mit der Einblendung des Schriftzugs «#WeRemember». Darüber hinaus beteiligen sich schweizweit zahlreiche Kantone, Städte und Gemeinden mit der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden an dieser ausserordentlichen Aktion. So wird auch das Berner Rathaus, wo wir uns gerade befinden, um 18 Uhr beleuchtet werden. Diese schweizweite Aktion ist Teil der weltweiten #WeRemember-Kampagne, die vom World Jewish Congress, dem Dachverband nationaler jüdischer Vereinigungen, getragen wird. In der Schweiz wird sie von den beiden jüdischen Verbände SIG und der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz PLJS zusammen mit den Behörden umgesetzt. Die Beleuchtung des Bundeshauses und der zahlreichen öffentlichen Gebäude ist ein stilles, aber starkes Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und für Menschlichkeit.

Wir sind bewegt von der positiven Resonanz und bedanken uns bei den politischen Institutionen und allen beteiligten Akteuren in der Schweiz, die diese wichtige Gedenkaktion unterstützen und möglich machen. Die Geschichte von gestern und die Ereignisse von heute fordern uns dazu auf, als Gesellschaft zusammenzustehen – für Verständigung, Empathie und Toleranz und gegen jede Form der Diskriminierung. Lassen Sie uns heute in Erinnerung an die Vergangenheit und in Verantwortung für die Zukunft handeln. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Abonnieren Sie jetzt die SIG News

Diese Website verwendet Cookies, um ein bestmögliches Nutzungserlebnis zu gewährleisten.

Dazu gehören wesentliche Cookies, die für den Betrieb der Website notwendig sind, sowie andere, die nur für anonyme statistische Zwecke, für Komfort-Einstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass je nach Ihren Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website zur Verfügung stehen.

Diese Website verwendet Cookies, um ein bestmögliches Nutzungserlebnis zu gewährleisten.

Dazu gehören wesentliche Cookies, die für den Betrieb der Website notwendig sind, sowie andere, die nur für anonyme statistische Zwecke, für Komfort-Einstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte verwendet werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass je nach Ihren Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website zur Verfügung stehen.

Ihre Cookie-Einstellungen wurden gespeichert.