Unwissenheit, Stereotypen und Vorurteile sind Treiber von Antisemitismus und Diskriminierung. Im Bereich Prävention und Aufklärung arbeitet der SIG mit dem Antisemitismusbericht, dem Likratprogramm oder mit Wissensvermittlung.
Jüdische Menschen und Angehörige anderer Minderheiten oder bestimmter gesellschaftlicher Gruppen sind immer wieder stereotypen Vorstellungen und Vorurteilen ausgesetzt. Dahinter verbergen sich auch Unwissen gegenüber einer fremden Kultur, Religion oder Lebensweise sowie Missverständnisse, die daraus entstehen und Konflikte hervorrufen können. Aus dieser Gemengelage können Antisemitismus, Rassismus, Ablehnung, Diskriminierung und gar Hass entstehen. Um dieser Problematik zu begegnen sind Massnahmen der Prävention und Aufklärung wichtig. Für den SIG stellen das Kernaufgaben seiner Verbandstätigkeit dar. Darum engagiert sich der Verband in diesem Feld mit unterschiedlichen Mitteln und Projekten.
Antisemitismus – Erfassung und Bekämpfung
Um Antisemitismus und dessen Ursachen zu bekämpfen, ist es wichtig, das Phänomen überhaupt zu verstehen und zu erfassen. Grundlage hierfür ist der jährliche Antisemitismusbericht des SIG und der GRA. Im Bericht werden Vorfälle der deutsch-, italienisch- und rätoromanischsprachigen Schweiz gesammelt und analysiert. Mit dem Antisemitismusbericht können sich der Verband selbst, die Politik, Bildungsinstitutionen, Medien und schliesslich die Bevölkerung ein Bild der Lage und der Entwicklung des Antisemitismus in der Schweiz machen. Der Bericht verwendet bei der Beurteilung der Fälle die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance IHRA. Der Verband engagiert sich weiter dafür, dass diese Definition noch breiter Anerkennung und Anwendung findet, denn sie ermöglicht eine einheitliche und systematische Erfassung und Vergleichbarkeit des Phänomens Antisemitismus.
Strafrechtlich gibt es mit der Rassismusstrafnorm (Art. 261bis StGB) seit 1994 ein Instrument, um öffentlichen Antisemitismus und Rassismus durch die Justiz verfolgen zu können. Der Verband selbst geht gegen Täterinnen und Täter vor und erstattet regelmässig Anzeige bei Verstössen gegen die Strafnorm. Der SIG engagiert sich auch in entsprechenden Gremien, wie der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR, in der Öffentlichkeitsarbeit und vor allem auch auf politischer Ebene für Massnahmen in der Bekämpfung, Prävention und Wissensvermittlung.
Dialog- und Aufklärungsprogramm Likrat
Oft entstehen Vorurteile durch fehlendes Wissen. Gerade bei jüngeren Menschen können Wissen über und der direkte Kontakt mit jüdischen Menschen der Entstehung von antisemitischen Vorurteilen und Vorstellungen vorbeugen und diese ausbremsen. Darum hat der SIG 2002 das Dialog- und Aufklärungsprojekt Likrat lanciert. Mit der Begegnung und dem Dialog zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen soll gegenseitiges Verständnis geschaffen, Gemeinsamkeiten betont sowie antisemitische und rassistische Vorurteile und Stereotypen abgebaut werden. Sogenannte Likratinos und Likratinas besuchen interessierte Schulklassen, wo sie sowohl zum Judentum als Religion, als auch zu ihrer persönlichen religiösen und kulturellen Lebenserfahrung Auskunft geben. Mit Likrat Public wurde 2015 ein Spin-off lanciert, das sich auf Unternehmen, Organisationen und generell erwachsene Personen fokussiert.
Wissensvermittlung
Vielen Menschen sind jüdische Menschen und vor allem deren Kultur, Religion oder Geschichte fremd. Um diese Unwissenheit abzubauen, engagiert sich der SIG auf verschiedensten Gebieten. Der Verband arbeitet regelmässig mit Bildungs- und Wissensinstitutionen zusammen, um Unterrichtsmaterialen, Forschungen oder Ausstellungen zu Themen wie jüdische Kultur und Geschichte, Schoah oder Antisemitismus zu fördern und zu realisieren. Der Verband nutzt auch die Öffentlichkeits- und Medienarbeit, um das Wissen in diesen Themen in der Bevölkerung zu verbreiten und zu stärken. Als Wissensplattform bietet der SIG ausserdem selbst Informationen und eine Schriftenreihe zu Themen wie jüdische Religion, Kultur, Geschichte sowie zur Schoah an. Hier finden sich auch Angebote für Lehrpersonen und den Unterricht. Schliesslich sind auch die Bewahrung und die Sichtbarmachung des jüdischen Kulturerbes in der Schweiz ein zentrales Anliegen des SIG.
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