Die Davoser Tourismusorganisation kündigt das Dialogprojekt zu ihren jüdischen Gästen auf. Der SIG kann diesen Schritt nicht nachvollziehen
Die Davoser Tourismusorganisation hat Mitte August überraschend die Zusammenarbeit mit dem Likrat Public-Sommerprojekt einseitig beendet. Der SIG zeigt sich erstaunt über diesen Schritt. Das Sommerprojekt wird indes an den weiteren Standorten fortgesetzt.
Seit fünf Jahren engagiert sich das Sommerprojekt von Likrat Public für ein besseres Verständnis zwischen jüdischen Gästen und Einheimischen in Schweizer Feriendestinationen, darunter auch in Davos. Mitte August hat überraschend der lokale Projektpartner Destination Davos Klosters DDO seine Zusammenarbeit aufgekündigt. Der SIG, als Träger der Likratprojekte, musste diesen einseitigen Schritt mit Bedauern und Konsternation zur Kenntnis nehmen.
Destination Davos Klosters erklärt Vermittlung für gescheitert
Noch während der dritten und letzten Woche der diesjährigen Ausgabe des Sommerprojekts hatte Destination Davos Klosters die Zusammenarbeit mit dem SIG beendet. In einer kurz gehaltenen E-Mail wurde erklärt, dass das Ziel, mehr Verständnis zwischen den jüdischen Gästen und der Tourismusorganisation zu schaffen, gescheitert sei. Likrat Public hatte 2019 das Sommerprojekt in bestimmten, bei jüdischen Touristinnen und Touristen beliebten Schweizer Feriendestinationen lanciert. Darunter fand sich auch die Region Davos mit der lokalen Tourismusorganisation Destination Davos Klosters als Projektpartner. Die Zusammenarbeit zwischen dem SIG und der DDO ermöglichte es seither, während der Hochsaison des jüdischen Tourismus, zwei Vermittlerinnen und Vermittler in Davos und Umgebung einzusetzen. Ihr Auftrag war es, das Wissen über das Judentum zu verstärken und vor allem das Verständnis zwischen der lokalen Bevölkerung und den jüdischen Gästen zu fördern.
Die Evaluation des Sommerprojekts ergibt ein anderes und positives Bild
Nach Einschätzung und Evaluation der Likrat Public-Projektverantwortlichen und des SIG wird das Projekt und dessen Zielerreichung als positiv und erfolgreich gewertet. Diese Analyse basiert auf den zahlreichen Rückmeldungen von jüdischen Gästen und Einheimischen. Mit dem Einsatz der Vermittlerinnen und Vermittler sowie von Informationsmaterialien konnten tatsächlich zahlreiche Probleme und Missverständnisse geklärt werden und aufkommende Emotionen abgeschwächt werden. Diese Einschätzung gilt ganz generell für das Projekt, also auch für die weiteren Standorte im Graubünden und im Saastal im Wallis.
Das Sommerprojekt wird an den weiteren Standorten fortgesetzt
Umso mehr erstaunt den SIG die Lageanalyse der DDO und die von der DDO gezogenen Konsequenzen. Mit der Kündigung der Zusammenarbeit werden in Zukunft keine Vermittlerinnen und Vermittler in Davos fix während der Hauptsaison stationiert werden können. In diesen drei Wochen im Juli oder August treffen aber über 3’000 jüdische Gäste im Einzugsgebiet des Tourismuszentrums Davos ein. Aus Sicht des SIG kann nicht nachvollzogen werden, wie die DDO eine offenbar angespannte Lage in Zukunft ohne spezifisches Dialogprojekt verbessern will. Das Likrat Public-Sommerprojekt wird aber an den weiteren Standorten 2024 weiterarbeiten. Auch in Graubünden werden weiterhin Vertreterinnen und Vertreter des Projekts unterwegs sein und für Vermittlungen und Probleme, inklusive Davos, erreichbar sein. Das Angebot muss aber mangels lokalem Partner auf telefonische Beratungen und Kurzbesuche beschränkt werden.
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