Koscher sind Nahrungsmittel und Getränke, die nach den jüdischen Speisegesetzen erlaubt sind. Es gibt Regeln zu Getränken, zu Fleisch, zur Trennung von Fleisch und Milch und zur koscheren Küche. Auch beim Einkauf finden besondere Umstände Beachtung.
Das Judentum kennt eine jahrtausendealte Tradition von religiösen Speisegesetzen, die auf Hebräisch mit «Kaschrut» bezeichnet werden. Diese Gesetze regeln die Zubereitung und den Genuss von Esswaren und Getränken. Grundsätzlich werden Lebensmittel in zwei Kategorien eingeteilt: in erlaubte «koschere» und in unerlaubte «nicht koschere» oder «treife» Lebensmittel.
Koschere Getränke
Wein, Traubensaft und gewisse Spirituosen gelten nur dann als koscher, wenn die Flasche mit einem Koscherzertifikat gekennzeichnet ist. Nach gewissen Auslegungen der Speisegesetze ist Milch auch nur koscher, wenn sie unter der Aufsicht von Juden gemolken und abgefüllt wurde. Wasser ist koscher, aber auch eine Vielzahl von Softgetränken, die einer Koscherprüfung unterzogen wurden, wie zum Beispiel Coca-Cola oder auch Red Bull.
Koscheres Fleisch
Besondere Vorschriften definieren die Speisegesetze beim Fleisch. Der Genuss von Fleisch ist nur gestattet, wenn es von Wiederkäuern mit gespaltenen Hufen, wie Rind oder Lamm, oder von Geflügel stammt. Nicht dazu gehören unter anderem Schweine- oder Pferdefleisch. Säugetiere und Geflügel müssen auf eine spezielle Art und Weise geschlachtet und verarbeitet werden. Diese rituelle Art des Schlachtens wird Schächten genannt. Fische sind koscher, sofern diese Flossen und Schuppen haben. Meerestiere wie Garnelen, Kalmare oder Muscheln haben keine Flossen und Schuppen und dürfen darum nicht gegessen werden.
Trennung von Fleisch und Milch
Eine weitere Eigenheit der Speisegesetze ist die strikte Trennung von Fleisch- und Milchprodukten. In der Küche müssen darum in «fleischig» und «milchig» unterteiltes Geschirr und Kochzubehör verwendet werden, also Teller, Besteck, Pfannen oder Schwämme. Fleisch- und Milchprodukte werden nur getrennt gekocht und nicht zusammen gegessen. Nach dem Konsum von Fleischprodukten muss eine mehrstündige Pause bis zum Verzehr von Milchprodukten eingehalten werden.
Koschere Küche und kaschern
Juden, die die Speisegesetze strikter befolgen, sind auf explizit koschere Restaurants oder eine eigene koschere Küche angewiesen. Vor der erstmaligen Nutzung einer Küche muss diese koscher gemacht werden, was kaschern genannt wird. Dazu gehören zum Beispiel die Erhitzung von Herdplatten, um sie von allfälligen Speiseresten zu befreien, oder die strikte Unterteilung der Küche in «fleischig» und «milchig». In fremden Küchen, wie zum Beispiel in Mietwohnungen, werden die Herdplatten oft auch mit speziellen Alufolien abgedeckt oder es kommen spezielle mitgebrachte Herdplatten zum Einsatz. Für Restaurants oder Hotels ist die Erweiterung des eigenen Angebots um koschere Menüs sehr umständlich und nur unter Beachtung aller Vorschriften und nach Erlangung eines Koscherzertifikats möglich. Darum beschränkt sich dieses Angebot in der Regel auch auf spezialisierte Gastrobetriebe mit explizit koscherer Küche.
Koscher einkaufen
Beim Einkauf von koscheren Lebensmitteln helfen die sogenannten Koscherlisten. Die Koscherlisten werden von den einzelnen jüdischen Gemeinden in der Schweiz geführt und herausgegeben. Unterstützend steht den Rabbinaten der Gemeinden die Interessengemeinschaft für koschere Lebensmittel IGFKL zur Seite. Diese kontrolliert die Lebensmittel, trifft bei den Herstellern die nötigen Abklärungen und stellt diese Informationen den Rabbinern für die Erstellung ihrer Koscherlisten zur Verfügung. In den Koscherlisten wird aufgeführt, welche Produkte in welchen Schweizer Supermärkten koscher sind. Früchte, Gemüse, Eier und Getreide gelten als koscher. Alle weiteren Lebensmittel werden auf deren Zusammensetzung hin kontrolliert und in den Koscherlisten aufgeführt. Selbst eine kleine Menge nicht koscherer Substanzen macht Lebensmittel nicht koscher. In gewissen Städten und Ortschaften gibt es ausserdem Spezialmetzgereien für koscheres Fleisch, koschere Supermärkte oder solche mit einer Koscherabteilung.
Koscher leben in der Schweiz
Die Einhaltung der Kaschrut fällt unter den rund 18'000 jüdischen Menschen in der Schweiz ganz unterschiedlich aus. Sie variiert entlang der religiösen Strömungen. Das Spektrum reicht von sehr strikter Einhaltung bis zu gänzlichem Verzicht darauf. Streng religiöse Juden achten auf eine strikte Einhaltung, während säkulare Juden teils oder vollständig darauf verzichten. Ziel für den SIG ist es indes, dass allen Angehörigen der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz eine koschere Lebensführung offensteht. Er engagiert sich darum insbesondere bei der Koscherzertifizierung und für gute Rahmenbedingungen beim Import koscherer Produkte. Ausserdem bietet der SIG für Einheimische sowie Reisende auf seiner Website umfassende Informationen zu koscheren Geschäften, Restaurants und Hotels an.